Aues Kampf um den letzten Platz in Liga 2

Nach dem 0:0 in Karlsruhe soll der Heimvorteil helfen

  • Alexander Sarter, Karlsruhe
  • Lesedauer: 3 Min.

Diesmal hatte Helge Leonhardt nichts am Schiedsrichter auszusetzen. »Das ist ein super Typ. Er war total souverän, ein echter Profi«, kommentierte der Klubchef von Erzgebirge Aue, der für das tagelange Torklau-Theater vor dem Relegationshinspiel in erster Linie verantwortlich war, fast schon ehrfürchtig die Leistung von Sascha Stegemann. Der Referee aus Niederkassel hatte am Freitagabend allerdings auch wenig Mühe beim langweiligen 0:0 zwischen dem Drittligadritten Karlsruher SC und dem Drittletzten der 2. Bundesliga aus Aue. Beide Mannschaften taktierten so vorsichtig, dass es weder echte Torchancen noch strittige Szenen gab. Und so richteten sich die Blicke nach der Nullnummer vor 25 906 Zuschauern in Karlsruhe direkt auf das Rückspiel in Aue.

An diesem Dienstag wird sich entscheiden, wer den Kampf um den letzten freien Platz im Unterhaus für sich entscheidet. »Es war eine eklige, von der Taktik geprägte Partie. Aber jetzt ist es nur noch ein Spiel - und es ist, als ob vorher nichts war«, äußerte Leonhardt: »Zu Hause müssen wir die Taktik ändern. Wir müssen uns von den Fans nach vorne peitschen lassen und offensiv spielen.« Einen besonderen Anreiz in Form eines finanziellen Bonbons für die Profis will Leonhardt aber nicht bieten. »Es gibt höchstens ein Wick-Bonbon. Die Spieler begreifen ja wohl in ihrer Platte, dass sie in der zweiten Liga mehr verdienen als in der dritten«, sagte der Präsident gewohnt wortgewaltig: »Aber das werden ihnen ihre Frauen zu Hause schon sagen.«

Die Taktik für das Rückspiel dürfte allerdings eher Aues Trainer als die Spielerfrauen vorgeben. »Das 0:0 ist ein solides Ergebnis. Mit den Fans im Rücken wollen wir das Spiel natürlich gewinnen«, äußerte Hannes Drews. »Aber es werden Kleinigkeiten entscheiden - es kommt auch auf den Kopf an.«

Dass es zu dem Nervenspiel kommt, wollten die Auer lange nicht wahrhaben. In den Tagen vor der Partie in Karlsruhe hatten die Sachsen die Schlagzeilen bestimmt. Grund dafür waren die Vorfälle während der Begegnung bei Darmstadt 98 (0:1) am letzten Zweitligaspieltag. Schiedsrichter Sören Storks hatte einen regulären Treffer der Gäste nicht anerkannt und verweigerte Aue zudem zwei Strafstöße. Bei einem Unentschieden hätte Aue den Klassenerhalt längst sicher gehabt.

Daraufhin legten der FC Erzgebirge Protest gegen die Spielwertung ein. Erst am Donnerstag hatte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) auch den zweiten Einspruch der Sachsen zurückgewiesen. Mit dem Protest hatte Aue versucht, den Gang in die Relegation zu vermeiden. Gegen die Entscheidung kann Aue Berufung beim Bundesgericht einlegen. Leonhardt will jedoch erst nach der Relegation darüber entscheiden. Die Auer hatten vor der Sportgerichtsverhandlung sogar den Verdacht einer Spielmanipulation angedeutet. Diesen zog der Verein aber am Donnerstag zurück. Der Auer Stadtrat Tobias Andrä hatte bei der Staatsanwaltschaft Darmstadt sogar Strafanzeige gegen Storks gestellt - was von der DFB-Spitze heftig kritisiert wurde. SID/nd

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