Endspiel auf dem nächsten Level
Wolfsburgs Fußballerinnen wollen mit der Champions League auch den dritten Titel der Saison gewinnen. Für die Gegnerinnen ist das Pflicht
Nach der Ankunft blieb am Dienstag ein wenig Zeit fürs Sightseeing rund um Kiews Sehenswürdigkeiten. Danach stand wieder der Fußball im Fokus. An diesem Donnerstag wollen die frisch gebackenen deutschen Meisterinnen und Pokalsiegerinnen des VfL Wolfsburg mit der Rückkehr auf Europas Fußballthron ihre Jagd nach dem Triple vollenden. »Das wird geil. Wir haben schon zwei Titel gewonnen und können befreit in dieses Spiel gehen«, sagte Lena Goeßling und schickte vor dem Finale der Champions League eine selbstbewusste Kampfansage an den Titelverteidiger Olympique Lyon: »Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Wir haben uns weiterentwickelt und sind mental stark.«
Das große Ziel ist der zweite Dreifachtriumph nach 2013. Auch damals hieß der letzte Gegner Lyon, wie auch drei Jahre später beim knapp verlorenen Finale in Reggio Emilia. Doch die Kräfteverhältnisse hätten sich verändert, betont Ralf Kellermann, damals Trainer und nun Sportlicher Leiter beim VfL. »2013 waren wir krasser Außenseiter, 2016 war Lyon auch noch einen Tick vor uns. Jetzt sind wir auf Augenhöhe.«
Das Wiedersehen im Waleri-Lobanowski-Stadion ist zweifellos das Duell der besten Frauenmannschaften in Europas Fußball. Elf Titel hat Wolfsburg in den vergangenen sechs Spielzeiten geholt, Lyon wurde unlängst zum zwölften Mal nacheinander französischer Meister (Torverhältnis in der Liga: 98:5). Mit dem fünften Königsklassentriumph, dem dritten in Serie, will Olympique zum alleinigen Rekordsieger im Europapokal aufsteigen. Bisher hat auch Frankfurt insgesamt vier Titel in Champions League und UEFA Cup gesammelt.
Das Starensemble aus Lyon, bei dem die Spielführerin des deutschen Nationalteams Dzsenifer Marozsan im Mittelfeld die Strippen zieht, die zwei Mal in Folge zur besten Spielerin der Saison gekürt wurde, steht unter Erfolgsdruck. »Wenn wir nicht alle drei Titel holen, wäre das eine Enttäuschung«, sagte Spielführerin Wendie Renard. Trainer Reynald Pedros gab zu: »Es ist wichtig, dass wir die Ziele des Vereins erreichen.«
Um gegen die geballte Offensivkraft um die norwegische Starstürmerin Ada Hegerberg zu bestehen, braucht Wolfsburg fünf Tage nach dem kräftezehrenden Pokalfinalkrimi gegen Bayern München eine Spitzenleistung. »Wir müssen in der Defensive sehr kompakt stehen und aggressiv in die Zweikämpfe gehen«, forderte Trainer Stephan Lerch, der in seiner ersten Saison gleich das Maximum erreichen kann.
Die beiden finanzkräftigen Zugpferde Lyon und Wolfsburg haben den Frauenfußball in Europa auf das nächste Level geführt. Es folgt nun ein Schritt zur Emanzipation: In der ukrainischen Hauptstadt werden die Frauen letztmals die Ouvertüre zum Männerfinale zwei Tage darauf sein. 2019 spielen die Frauen in Budapest, die Männer in Madrid. »Wir geben dem Frauenendspiel seinen eigenen Raum zum Wachsen und seine eigene Identität«, sagte die frühere Weltfußballerin Nadine Keßler, bei der UEFA mittlerweile Leiterin der Frauenabteilung. Sie war 2013 übrigens Kapitänin des VfL beim letzten Wolfsburger Triple. SID/nd
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