Athen und Skopje vor der Einigung

Bewegung im Namensstreit Griechenland - Mazedonien

  • Elke Windisch
  • Lesedauer: 3 Min.

Näher als je zuvor im 25-jährigen Namensstreit sind sich Griechenland und die Westbalkan-Republik Mazedonien. Sie firmiert in der UNO und anderen internationalen Organisationen unter der provisorischen Bezeichnung »Ehemalige jugoslawische Republik Mazedonien«. Wegen ihrer Nordprovinz Makedonien reklamieren die Hellenen den Namen für sich. Die scheinbar einfachste Lösung - Makedonia für die griechische Region Nordmakedonien und Macedonia für das jugoslawische Spaltprodukt - scheidet aus: Das griechische Alphabet und das auf dessen Grundlage entwickelte kyrillische, das in Mazedonien verwendet wird, bilden das lateinische c als k ab. Und das Englische macht auch das griechische Makedonien zu Macedonia.

Ilinden Macedonia als Lösung

Letzten Mittwoch kam überraschend Bewegung in die festgefahrenen Verhandlungen. Bei ihrem Treffen am Rande des Westbalkangipfels in Sofia hatten sich die Regierungschefs Zoran Zaev und Alexeis Tsipras auf einen Kompromiss geeinigt und diesen sogar öffentlich gemacht. Er lautet: Ilinden Macedonia. Ilinden heißt übersetzt Elias-Tag. Er fällt auf den 2. August, an dem 1903 in den letzten Balkanprovinzen, die dem Osmanischen Reich nach dem Berliner Kongress 1878 verblieben waren, ein Aufstand ausbrach - zuerst in der heutigen Republik Mazedonien, dann in Südostbulgarien. Die Revolte misslang, spielte hier wie dort jedoch eine große Rolle für das Nation-building. Vor allem für Mazedonien, das die kurzlebige Republik von Kruševu als Keimzelle ihrer Eigenstaatlichkeit feiert.

Den Feinschliff sollen ab Donnerstag die beiden Außenminister Nikola Dimitrov und Nikos Kotzias in New York besorgen. Zwar stand die Ilinden-Variante bisher nicht auf der Short List des UN-Sonderbeauftragten Matthew Nimetz, der in dem Konflikt vermittelt. Angesichts des »positiven Echos« in der mazedonischen Öffentlichkeit wolle der Diplomat aber darüber hinwegsehen, berichten lokale Medien. Auf Tempo drängt vor allem Zaev. An Athens Veto scheiterten bislang Mazedoniens NATO-Mitgliedschaft wie der EU-Beitritt. Zwar hat Bulgariens Außenministerin Ekaterina Zaharieva die Ilinden-Lösung bereits als akzeptabel für ihr Land bezeichnet. Für Sofia, das derzeit die EU-Präsidentschaft innehat, hat die Integration des Westbalkans in euroatlantische Strukturen absolute Priorität. Doch die Gegner des griechischen Premiers Tsipras im Parlament, die schon »Nord«- oder »Obermazedonien« verwarfen, drohten indirekt erneut mit Widerstand.

Widerstand der Opposition

Auch Zaev dürfte die Opposition noch das Leben schwer machen. Präsident Đorđe Ivanov, der die zur Namensänderung nötigen Verfassungsänderungen per Dekret absegnen muss, gehört der vor einem Jahr abgewählten nationalkonservativen VMRO- DPMNE an. Der Vorläufer der Partei war federführend beim Ilinden-Aufstand, und die Erben wollen ein Mazedonien ohne einschränkende Adjektive. Aus taktischen Gründen könnten auch die anderen Oppositionsparteien beim Referendum, das Zaev plant, gegen die Namensänderung stimmen. Seine Juniorpartner sind zwei Albaner-Parteien, die Volksgruppe stellt knapp ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Und nicht nur die Nationalkonservativen, auch Teile der eigenen Wählerschaft verübeln Zaev das neue Sprachengesetz, das Albanisch aufwerte: Es gefährde langfristig die nationale Einheit.

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