Feministisch und finanziell angeschlagen

»Missy Magazine« hat finanzielle Probleme / Crowdfunding-Kampagne soll Zeitschrift retten

  • Christopher Wimmer
  • Lesedauer: 3 Min.

Feminismus ist »in«. Beyoncé ist Feministin, Emma Watson auch und bei H&M gibt es Kapuzenpullis mit der Aufschrift »Girlpower«. Selbst konservative Parteien setzen sich verstärkt für die Rechte von Frauen ein. Doch nicht überall, wo groß »Feminismus« draufsteht, ist er auch drin. So werden die Shirts und Pullis der Textilunternehmen von Arbeiterinnen in Kambodscha und Bangladesch hergestellt. Oder es werden unter dem Deckmantel der Frauenrechte Menschen ausgeschlossen: Geflüchtete, Muslime oder Trans-Personen. Dies geschieht, wenn die AfD oder wahlweise auch die NPD deutsche Frauen vor »den Ausländern« schützen will. Oder wenn Alice Schwarzer die Freiheit der Frau durch »den Islam« bedroht sieht.

Eine kluge, queer-feministische Stimme, die sich dieser Fallstricke bewusst ist, ist das Missy Magazine. Die Zeitschrift mit dem Untertitel ‚Popkultur für Frauen‘ verbindet laut Eigendarstellung »die Berichterstattung über Popkultur, Politik und Style mit einer feministischen Haltung«. Erstmals erschien sie 2008 mit einer Auflage von 15.000 Exemplaren, die mittlerweile auf eine Druckauflage von 25.000 gesteigert wurde.

Doch im zehnten Jahr des Bestehens befindet sich das Magazin in der finanziellen Krise. »Es ist bei Missy so wie bei vielen anderen Printmedien: Die Anzeigen sind weniger geworden«, berichtet Caren Miesenberger. Sie ist Projektmanagerin der #10UndMehrMissy-Crowdfunding-Kampagne und freie Autorin des Magazins. Miesenberger berichtet von einem »großen Umsatzrückgang, bis zu 17 Prozent«. Ein finanzielles Loch habe sich aufgetan, so die Autorin weiter.

Dies soll nun durch die Crowdfunding-Kampagne gestopft werden. Auf der Seite https://www.startnext.com/10undmehrmissy kann man sich bereits ab einem Beitrag von zehn Euro an der Rettungskampagne beteiligen und erhält je nach Spendenbetrag bei erfolgreichem Abschluss ein Dankeschön. Das erste Ziel sind 15.000 Euro: Damit wäre das Magazin für das nächste Jahr gerettet, bei 35.000 Euro wären zwei Jahre sicher. Nach wenigen Tagen sind bereits rund 7.000 Euro eingegangen. Die Kampagne endet am 30. Juni.

Bis dahin müssen also noch ein paar Tausend Euro auf das Spendenkonto eingehen, damit es für das Missy weitergehen kann. Nach Auffassung von Miesenberger ist das dringend notwendig. »In Deutschland gibt es kein anderes feministisches Magazin, das so konsequent wie Missy intersektionalen Queerfeminismus praktiziert, sowohl in seiner Themenwahl als auch in seiner Unternehmenspolitik«, ist sie überzeugt. Gerade vor dem Hintergrund, dass die AfD in den Bundestag gewählt wurde, sei es »allerhöchste Eisenbahn, dass alle sich als links verstehenden Menschen über interne Differenzen hinaus für ein Gegengewicht zum Rechtsruck einsetzen«.

Der Fokus des zweimonatlich erscheinende Magazins liegt auf Pop, Kultur, Politik und Gesellschaft. So gibt es Beiträge über Trans-Familien, Computerspiele, Sexarbeit, Asyl und Alltag und Menstruation in Horrorfilmen. Ebenso wird queere Pornografie behandelt oder Organisationen vorgestellt, die sich für sichere Abtreibungen einsetzen. Man sei an »Themen dran, die in anderen Medien kaum Platz finden – und auch ein wenig stolz darauf, dazu beizutragen, dass sie mehr Gehör finden«, heißt es auf der Seite des Magazins.

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.
Dazu passende Podcast-Folgen:

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.