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Ryanair ist die Hauptzielscheibe

Kritik am löchrigen Nachtflugverbot auf dem Rhein-Main-Flughafen

  • Hans-Gerd Öfinger, Frankfurt am Main
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Widerstand gegen Fluglärm im Rhein-Main-Gebiet hält an. Für den 11. Juni rufen Bürgerinitiativen zur 250. Montagsdemo im Terminal 1 auf, um die Forderung nach achtstündigem Nachtflugverbot, Deckelung der Flugbewegung und Stilllegung der 2011 in Betrieb genommenen Nord-West-Landebahn zu unterstreichen.

Zu einer Hauptzielscheibe der Kritik ist der irische Billigflieger Ryanair geworden, der nicht nur im Bereich von Profiten und prekärer Beschäftigung rekordverdächtig ist. So sehen sich im Rhein-Main-Gebiet Anwohner des Frankfurter Flughafens von Ryanairmaschinen regelmäßig um den Schlaf gebracht.

Ryanair war im Frühjahr 2017 erstmals mit Linienflügen vom Rhein-Main-Flughafen gestartet und wird nach Ansicht vieler Kritiker von der Betreibergesellschaft Fraport systematisch durch günstige Gebühren und besondere Kulanz bei Verspätungen und somit einem Verstoß gegen das Nachtflugverbot bevorzugt. Unter dem Druck von Bürgerinitiativen und politischen Akteuren aus der Region war vor Jahren bei der Errichtung einer neuen Landebahn ein Nachtflugverbot zwischen 23 und 5 Uhr eingeführt worden. Zu den Airlines, deren Maschinen dennoch immer wieder deutlich nach 23 Uhr landen, gehört weit überdurchschnittlich Ryanair. Allein im April 2018 kamen Flugzeuge der irischen Gesellschaft insgesamt 40 Mal nach 23 Uhr an, rein rechnerisch also mindestens einmal täglich.

Ryanair denke überhaupt nicht daran, sich an das Nachtflugverbot zu halten und nutze eine amtliche Regelung bis an die Grenze schamlos aus, wonach Landungen nach 23 Uhr dann keiner gesonderten Genehmigung bedürften, wenn die Verspätungen nicht flugplanverursacht seien, so Demoredner Hans Schinke Mitte Mai bei der 247. Montagsdemo am Terminal. «Der Low-Cost-Carrier zieht alle Register, um sich wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen: prekäre Jobs, schlecht bezahltes Personal, systematisches Austricksen der Steuer- und Sozialgesetzgebung und gezielt auf Kante genähte Umläufe mit der Folge, dass die Menschen in der Region durch die ständige Störung der Nachtruhe systematisch gesundheitlich geschädigt werden.» Der eigentliche politische Skandal liege darin, dass Hessen Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) «ausgerechnet diesem unzuverlässigen und skrupellosen Outlaw-Carrier auch noch den Roten Teppich ausgerollt» habe. Nach unbestätigten Insiderinformationen soll Bouffier im Landeskabinett auf einen Anflug von Billigflieger-Kritik durch den Vizeregierungschef und Verkehrsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) mit der Aussage geantwortet haben: «Oder willst Du etwa, dass der Flughafen dicht gemacht wird?»

Ryanair müsse unverzüglich Zeitpuffer einplanen, um Landungen nach 23 Uhr zu vermeiden, auch wenn dies zu Lasten der Umläufe und damit der Wirtschaftlichkeit geht«, forderte Schinke. »Sicherheit und Gesundheit haben absoluten Vorrang.« Weigere sich Ryanair jedoch, diese Zeitpuffer einzuplanen, dann seien die auf Kante genähten Flugpläne konsequent als geplante Verspätungen zu bewerten und müssten Landeverbote nach 23 Uhr bzw. Bußgelder bei Zuwiderhandlung zur Folge haben.

»Die knappe Abfertigung in nur 25 statt in 45 Minuten führt zu einer zu knappen Planung ohne jeden Puffer und Minister Al-Wazir schaut tatenlos zu«, so die hessische Linksfraktionschefin Janine Wissler, die das Thema kürzlich im Wiesbadener Landtag ansprach. Nach ihren Recherchen hatte ein verspätetes Flugzeug am 12. April seit dem frühen Morgen planmäßig von Frankfurt aus Glasgow, Pisa und London-Stansted mit Hin- und Rückflug bedient. Durch eine derart knappe Planung würden Bord- und Bodenpersonal wie auch die Beschäftigten anderer Airlines unter extremen Zeitdruck gesetzt. Der Abflug in London sei erst kurz vor 23 Uhr deutscher Zeit erfolgt und damit bei Beginn des Frankfurter Nachtflugverbots. Der Pilot habe kurz vor dem mitternächtlichen Anflug auf Rhein-Main keine Landeerlaubnis erhalten und dann die Maschine zum 100 Kilometer westlich gelegenen Hunsrückflughafen Hahn gesteuert. Somit seien Passagiere »statt um halb elf in Frankfurt um halb eins in Hahn gestrandet«, so Wissler. Sie forderte die Landesregierung auf, das Nachtflugverbot wieder herzustellen und die Geschäftspolitik eines Unternehmens zu unterbinden, »das Rekordgewinne auf Kosten der Menschen macht«. Der Rhein-Main-Flughafen brauche »keinen Billigflugsteig und nicht noch mehr Dumpingairlines«, so ihr Fazit.

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