Wahlalter 16 in Thüringen wird überprüft
AfD-Klage beschäftigt nun das Verfassungsgericht
Weimar. Der politische Streit um das auf 16 Jahre gesenkte Wahlalter in Thüringen beschäftigt nun auch die Verfassungsrichter in Weimar. Am 12. Juni verhandelt das Gericht eine Klage der AfD-Landtagsfraktion, mit der diese das Wahlrecht für Minderjährige bei Kommunalwahlen verfassungsrechtlich infrage stellt. »An dem Tag der mündlichen Verhandlung wird allerdings noch keine Entscheidung fallen«, sagte ein Gerichtssprecher.
Der Landtag hatte 2015 das Wahlalter bei Kommunalwahlen in Thüringen von 18 auf 16 Jahre gesenkt. Deshalb konnten bei den Landrats- und Oberbürgermeisterwahlen im April auch Tausende 16- und 17-Jährige ihre Stimme abgeben. Ein Eilantrag der AfD-Fraktion, dies kurz vor der Kommunalwahl noch zu verhindern, hatte beim Verfassungsgericht keinen Erfolg.
Jetzt soll die Frage jedoch grundsätzlich geklärt werden. Bei der Verhandlung geht es darum, ob die Änderung im Kommunalwahlgesetz möglicherweise gegen die Verfassung verstößt und der Landtag sie korrigieren muss.
Das Vorhaben der AfD, die Landratswahlen in einigen Kreisen anzufechten, wurde inzwischen fallengelassen. »Die Kreisverbände haben sich dagegen entschieden«, sagte Landessprecher Stefan Möller auf Anfrage. Es gebe seines Wissens nach nur eine Wahlanfechtung eines AfD-Mitglieds, die die Landratswahl im Kreis Sonneberg betreffen solle.
Nach Angaben des Gerichtssprechers werden sich die Verfassungsrichter bei dem Termin Mitte Juni auch mit der Frage befassen, ob Minderjährige und Bürger aus anderen EU-Ländern bei Bürgerbegehren und Bürgerentscheide eine Stimme haben. Auch das will die AfD-Landtagsfraktion verfassungsrechtlich überprüft sehen.
Die Senkung des Wahlalters hat sich die rot-rot-grüne Koalition zur Aufgabe gemacht. LINKE, SPD und Grüne werben bei den Oppositionsfraktionen CDU und AfD dafür, das Wahlalter auch bei Landtagswahlen zu senken. dpa/nd
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.