Eventzone unterm Sprungturm
Nach 27 Jahren des Verfalls soll das Stadtbad Lichtenberg schrittweise wiederbelebt werden
Das Stadtbad ist tot, es lebe das Stadtbad! Ähnlich absonderlich mag die Kunde in den Ohren vieler Lichtenberger klingen, der zufolge endlich neues Leben in das stattliche, aber sehr marode expressionistische Gebäude in der Hubertusstraße einziehen soll. Denn was aus dem 1928 als »Städtisches Volksbad« eröffneten und 1991 wegen diverser Baumängel und knapper Kassen geschlossenen Stadtbad Lichtenberg am Ende werden wird, ist noch weitgehend offen.
Auf jeden Fall ist ein Ende des seit 27 Jahren fortschreitenden Verfalls in Sicht. Das bestätigte am Mittwoch Johanna Steinke, Pressesprecherin der BIM Berliner Immobilienmanagement GmbH, dem »nd«. »Wir sind da schon sehr konkret, haben einen Planer gebunden und werden in den kommenden Wochen damit beginnen, die Fassade zu sichern«, sagte sie. »Wir werden zunächst eines der beiden Schwimmbecken zum Eventbereich umgestalten, den man dann ab 2019 mieten kann.« Das sei ein erster Schritt, um das Gebäude für die Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. Weitere würden folgen.
Wie es weitergehen soll, nachdem vor zwei Jahren die Entscheidung gefallen war, das Stadtbad in Landeseigentum zu behalten, hatten die BIM und das Bezirksamt Lichtenberg vor einigen Tagen in einer gemeinsamen Information skizziert. Zuvor waren im Rahmen einer Machbarkeitsstudie Möglichkeiten der Nachnutzung untersucht worden. So soll nach Abschluss der notwendigen Sicherungsmaßnahmen im Außenbereich außer dem Schwimmbecken auch der Foyerbereich hergerichtet werden. »Dazu müssen nicht zugängliche Bereiche abgesperrt, ein barrierefreier Zugang gewährleistet und ein Brandschutzkonzept erstellt und umgesetzt werden. Auch für Sanitäreinrichtungen wird gesorgt«, heißt es da.
Laut BIM-Sprecherin Steinke werde man, um die Schwimmhalle für diverse Eventformate und Ausstellungen nutzen zu können, eines der beiden leeren Schwimmbecken - das Stadtbad verfügte ursprünglich über getrennte Bereiche für Männer und Frauen - mit einem Glasboden abdecken. Die notwendigen flankierenden Sicherungsmaßnahmen am Gebäude halten sich demnach in Grenzen, eine weitergehende Sanierung sei zunächst nicht erforderlich.
Den Mitgliedern und Unterstützern des Fördervereins Stadtbad Lichtenberg dürfte das nicht genügen. Der im Oktober 2012 gegründete Verein widmet sich nach eigenem Bekunden dem Schutz und der Pflege des Denkmals. »Die Aufarbeitung der geschichtlichen Entwicklung des Stadtbades steht dabei im Vordergrund. Weithin wollen wir die Bevölkerung mit einbeziehen, um eine eventuelle Wiedereröffnung des Bades zu begründen«, heißt es auf der Website.
Vereinschef Michael Metze zeigte sich nach Bekanntwerten der Pläne, zunächst eine Eventlocaktion in dem Schwimmbad einzurichten, erfreut. In der rbb-Abendschau sagte er aber auch: »Ich hoffe, dass das auch ein bisschen Geld einspielt, dass man sich eventuell doch entscheidet, hier wieder Wasser einzufüllen, um wieder schwimmen gehen zu können.«
Auch Bezirksbürgermeister Michael Grunst (LINKE) verbindet mit dem Schwimmbad viele persönliche Erinnerungen. »Besonders wichtig ist mir aber, dass die momentane Planung berücksichtigt, das Hubertusbad in Zukunft auch für die Berlinerinnen und Berliner zu öffnen«, erklärte er.
Dass man im Hubertusbad einst wieder schwimmen könnte, sieht die BIM-Sprecherin skeptisch. »Es ist ein sehr schönes Gebäude, aber auch sehr kompliziert, weil die Anforderungen des Denkmalschutzes sehr hoch sind.« Als typisches Stadtbad der 1920er Jahre war es mit Frauen- und Männerschwimmhalle, Dusch- und Wannenabteilungen, Beamtenwohnungen und Friseursalon ausgestattet. »Am Ende muss so ein Projekt auch wirtschaftlich sein. Da erscheint eine künftige Mischnutzung eher wahrscheinlich«, sagte sie. Möglicherweise als Hotel mit Wellnessbereich sowie öffentlichen Kultureinrichtungen.
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