Verdächtiger im Fall Susanna gefasst
Kurdische Sicherheitskräfte nehmen 20-Jährigen in Nordirak fest
Im Anschluss an eine Tagung der Innenminister in Quedlinburg verkündete Horst Seehofer (CSU) den Fahndungserfolg. Im Zusammenhang mit dem Mord an der 14-jährigen Susanna F. sei der gesuchte Tatverdächtige gefasst worden. Ali B., ein 20 Jahre alter Iraker, sei in der Nacht zum Freitag von kurdischen Sicherheitsbehörden im Nordirak festgenommen worden. Seehofer dankte den Sicherheitskräften für die Festnahme, die auf Bitte der deutschen Bundespolizei erfolgt sei. Der Bundesinnenminister betonte: »Dieser Erfolg ist Ergebnis der guten Zusammenarbeit zwischen den kurdischen Sicherheitsbehörden im Irak und der deutschen Bundespolizei.«
Die Schülerin Susanna F. aus Mainz war am Mittwoch in Wiesbaden tot aufgefunden worden. Nach bisherigem Ermittlungsstand wurde sie Opfer eines Sexual- und Gewaltdelikts. Dringend tatverdächtig ist der irakische Asylbewerber Ali B. Er wird beschuldigt, das Mädchen in der Nacht vom 22. auf 23. Mai vergewaltigt und anschließend getötet zu haben. Der Tatverdächtige hatte sich am 2. Juni überstürzt mit weiteren sieben Familienmitgliedern nach Istanbul abgesetzt und war einen Tag später in die nordirakische Stadt Erbil weitergereist.
Der Fall sorgte deutschlandweit für großes Aufsehen - auch in der Politik. So wird über die Frage diskutiert, weshalb Ali B. trotz unterschiedlicher Namen in den Ausweispapieren und auf der Bordkarte ungehindert in die Türkei fliegen konnte.
Die AfD-Fraktionschefin Alice Weidel versuchte das Gewaltverbrechen auszunutzen. Sie griff die Bundesregierung pauschal für ihre Asylpolitik an, die sie auf Twitter eine »egoistische Willkommenskultur« nannte. Ihr Fraktionskollege Thomas Seitz legte am Freitagmorgen am Rednerpult im Bundestag unangekündigt eine Schweigeminute für die getötete Schülerin ein, anstatt sich zur Geschäftsordnung zu äußern. Die anderen Fraktionen reagierten mit scharfer Kritik. »Der Bundestag ist ein Ort der Debatte, aber nicht der politischen Instrumentalisierung von Opfern«, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der SPD-Fraktion, Carsten Schneider, der als nächster sprach. »Das hat in mir das Gefühl der Fremdscham ausgelöst«, meinte sein FDP-Amtskollege Marco Buschmann.
Unabhängig von dem Mordfall kündigte Seehofer auf dem Innenminister-Treffen an, das in die Kritik geratene Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) neu zu organisieren. »Ich werde eine tief greifende Reform des BAMF durchführen, in der Organisation, in den Verfahren«, sagte Seehofer.
Bei den AnKER-Zentren, in denen Geflüchtete künftig das gesamte Asylverfahren hindurch untergebracht werden sollen, konnte Seehofer auf dem Treffen keine neuen Verbündeten gewinnen. Die Skepsis bei den Ländern ist nach wie vor groß. Am Dienstag wird der Innenminister seinen »Masterplan für Integration« vorstellen. Mit Agenturen Seiten 2 und 7
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