Deutschland bei Klimaschutz in der EU nur auf Platz acht

Ranking von Umweltorganisation Climate Action Network (CAN) sieht Schweden, Portugal und Frankreich vorn

  • Lesedauer: 3 Min.

Brüssel. Beim Klimaschutz ist Deutschland in einem Ranking von Umweltschützern längst nicht mehr Vorreiter. Vor dem Petersberger Klimadialog, der an diesem Montag beginnt, platzierte das Climate Action Network (CAN) die Bundesrepublik nur auf Platz 8 der 28 EU-Länder. Grund ist unter anderem, dass das deutsche Klimaziel für 2020 absehbar verfehlt wird. Zudem wirft der Verband Deutschland vor, ehrgeizigere Ziele auf EU-Ebene zu bremsen. Die ambitioniertesten Klimaschützer in Europa sind der Rangliste zufolge Schweden vor Portugal und Frankreich.

Umweltschützer argumentieren, Europa müsse sich beim Klimaschutz viel mehr anstrengen, damit die Ziele des Pariser Weltklimapakts von 2015 realistisch bleiben. Vor diesem Hintergrund prüfte CAN fünf Kriterien und vergab Punkte: die Gesamtleistung bei Klima- und Energiepolitik; die Umsetzung der eigenen Ziele für 2020; die Frage, ob sich ein Land zusätzlich zum EU-Ziel nationale Ziele vorgenommen hat; die Unterstützung für ambitioniertere Ziele in den Verhandlungen für die Zeit bis 2030; und die Unterstützung für höhere Ziele danach.

Deutschland kommt auf 45 Prozent der möglichen Punkte - im Vergleich etwa zu 77 Prozent für Schweden oder 66 Prozent für Portugal. Ganz unten in der Rangliste stehen Estland (24 Prozent), Irland (21 Prozent) und Polen (16 Prozent). »Die Länder müssen dringend ihr Ranking verbessern, indem sie sich für ambitioniertere Klima- und Energiepolitik und -Ziele zu Wort melden und handeln, zuhause und auf EU-Ebene«, forderte CAN-Europe-Direktor Wendel Trio.

Diesen Weg scheint Deutschland jedoch nicht einzuschlagen: Nach Einschätzung von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) müsse man sich darauf einstellen, die Klimaziele noch stärker zu verfehlen als bislang gedacht. »Die Annahmen, die da zugrundeliegen, sind leider nicht so wahrscheinlich«, sagte Schulze der »Süddeutschen Zeitung« (SZ) vom Montag. Die Wirkung der bisherigen Maßnahmen sei überschätzt worden. »Sie reichen schlicht nicht«, sagte Schulze.

Erst in der vergangenen Woche hatte die Bundesregierung in ihrem Klimaschutzbericht eingeräumt, dass Deutschland bis 2020 statt der angestrebten 40 Prozent weniger Treibhausgase nur 32 Prozent Minderung gegenüber 1990 erreichen kann.

Es könne »sogar noch schlimmer kommen«, sagte Schulze der »SZ«. Mittlerweile hätten viele andere Länder beim Klimaschutz aufgeholt. »Vorreiter waren wir mal, über viele Jahre«, sagte die Ministerin. »Aber wir sind zu lange stehen geblieben.«

In Berlin kommen am Montag Minister und andere hochrangige Vertreter aus rund 35 Staaten zum jährlichen Petersberger Klimadialog zusammen. Das Treffen dient der Vorbereitung der nächsten UN-Klimakonferenz im Dezember im polnischen Kattowitz. Zu dem Treffen eingeladen hat Schulze gemeinsam mit dem designierten Präsidenten der UN-Klimakonferenz, dem polnischen Staatssekretär Michal Kurtyka. Agenturen/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.