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Police Academy - Mission Deutschkurs
Sonderermittler stellt Bericht zur Nachwuchsausbildung vor / Tanja Knapp neue Leiterin der Schule
Innensenator Andreas Geisel (SPD) bestätigte am Montag im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses den Namen der neuen Leiterin der Polizeiakademie, Tanja Knapp. Sie soll ab 2. Juli die Nachfolge von Jochen Sindberg antreten. Knapp war bislang Chefin des Polizeiabschnitts 53 in Kreuzberg. Der Sonderermittler zur Polizeiakademie, Josef Strobl, fand hingegen bei der Vorstellung seines 102 Seiten Berichts über die Zustände an der Polizeiakademie harsche Worte: »Die neue Führung muss Vertrauen zurückgeben sowie Ziele und Wege mit den Mitarbeitern erarbeiten«, mahnte Strobl.
Insgesamt fehlten mindestens 30 Lehrer*innen, unter Berücksichtigung der Dauerkranken sogar 50, so Strobl. Doch auch bei der Auswahl der Polizeianwärter*innen gebe es Versäumnisse in der Akademie aufzuarbeiten. So sei die Ausbildungsreife bei vielen Bewerber*innen noch nicht gegeben, so zum Beispiel bei den Deutschkenntnissen. Gleichzeitig gebe es eine Unterrichtsausfallquote von 37 Prozent im Fach Deutsch - in einer Klasse sogar bis zu 60 Prozent. Dieselbe Klasse hätte etwa auch eine Ausfallquote von 30 Prozent im Fach Politische Bildung zu verzeichnen. »Hier muss etwas getan werden«, sagte Strobl. »Die Mindestanforderung muss sein, dass die Polizei sich vernünftig mit Bürgern unterhalten und gewisse Dinge aufs Papier bringen kann.«
Mehr Disziplin sei ebenso nötig, erklärte Strobl zur Betreuung der Polizeischüler*innen. Beide Seiten wünschten sich Ordnung. »Das heißt: Nicht wegschauen. Ansprechen.« Dazu würden auch Selbstverständlichkeiten wie Pünktlichkeit und das gegenseitige Grüßen gehören. Die Polizeischüler*innen beherrschten das nicht mehr von sich aus.
Das Einstellungsverfahren, das über Tests und mehrere Auswahlschritte läuft, nannte Strobl »ungeeignet«. Er schlug vor das gesamte Einstellungsverfahren auf zwei aufeinanderfolgende Tage zu »verschlanken«, sowie intensive Auswahlgespräche und ein strukturiertes Interview von hauptamtlichen Prüfer*innen einzuführen, um bereits bei der Bewerbung Sprachkenntnisse und soziale Kompetenzen erkennen zu können. Auch die Unterbringung mancher Polizeischüler*innen sei »deutlich unter dem Niveau« anderer Bundesländer. Zwar sei der Ausbildungserfolg noch nicht gefährdet, aber: »Das praktizierte Verfahren ist unter Würdigung der Gesamtumstände und Zielsetzungen ungeeignet.« Langfristig sei ein Masterplan dringend erforderlich, forderte Strobl.
Bei allen Parteien fand der Bericht sowie Strobls Vorschläge Anerkennung. Geisel sicherte zu, die Empfehlungen zu prüfen und einige kurzfristig zu übernehmen. Im Hinblick auf eine vermeintliche Unterwanderung der Polizei durch Kriminelle, wie ein Vorwurf aus anonymer Quelle im Herbst 2017 formuliert wurde, sagte der Innensenator: »Diese Vorwürfe haben sich als nicht haltbar erwiesen.«
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