Proteste in Irak gegen hohe Arbeitslosigkeit
Bagdad. Sieben Tage nach Beginn der Proteste im Süden Iraks sind die Demonstrationen am Sonntag weiter eskaliert. Nach lokalen Medienberichten starben in verschiedenen Städten mehrere Menschen, als es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und irakischen Sicherheitskräften kam. Die Menschen in der ölreichen Gegend protestieren unter anderem gegen die hohe Arbeitslosigkeit und gegen Korruption. Sie fühlen sich von der Regierung im Stich gelassen.
In der Stadt Basra starben nach einem Bericht des Fernsehsenders Rudaw mindestens zwei Menschen, als Sicherheitskräfte versuchten, die Blockade eines lokalen Regierungsgebäudes aufzulösen. Dem Bericht zufolge feuerten die Sicherheitskräfte mit scharfer Munition. In der Provinz Al-Muthanna starben nach Angaben eines lokalen Fernsehsenders drei Menschen. Zahlreiche Demonstranten und Sicherheitskräfte sollen verletzt worden sein.
Die Informationslage ist schwierig. In vielen Teilen des Landes soll nach irakischen Medienberichten der Zugang zum Internet und zu sozialen Netzwerken stark eingeschränkt sein. Eine Analyse des US-amerikanischen Internetkonzerns Oracle zeigte am Sonntag eine massive Störung des Datenverkehrs in Irak. Zudem berichteten mehrere irakische Fernsehsender, dass unter anderem in der Provinz Al-Muthanna eine Ausgangssperre verhängt worden sei.
Die jordanische Fluglinie Royal Jordanien setzte nach einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Petra vorerst ihre Flüge in die irakische Pilgerstadt Nadschaf aus. Demonstranten hatten am Freitag den Flughafen in Nadschaf gestürmt, den Flugverkehr stillgelegt, sich anschließend aber wieder zurückgezogen. Die Stadt ist eine der wichtigsten schiitischen Pilgerstädte in Irak.
Im Süden Iraks kommt es seit mehreren Tagen zu Demonstrationen gegen hohe Arbeitslosigkeit, Korruption und schlechte Infrastruktur. Die Proteste starteten in Basra, weiteten sich dann aber schnell auf Maisan, Nadschaf und Kerbela aus. Ein Großteil des irakischen Öls wird im Süden des Landes produziert. Die Menschen fühlen sich aber von der Regierung im Stich gelassen.
Zudem befindet sich Irak derzeit in einem Machtvakuum. Vor rund zwei Monaten hatten die Menschen in Irak ein neues Parlament gewählt. Wegen Unregelmäßigkeiten musste ein Teil der Stimmen aber neu ausgezählt werden. Das neue Parlament konnte daher noch nicht zusammentreten. Die Amtszeit des alten Abgeordnetenhauses ist jedoch ausgelaufen. Die Regierung ist nur noch geschäftsführend im Amt. Bei der Wahl hatte überraschend die Liste des einflussreichen schiitischen Predigers Muktada al-Sadr die meisten Sitze gewonnen. dpa/nd
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