Staatsanwalt: Behörde war informiert

  • Bosse Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Das in Blankenfelde-Mahlow (Teltow-Fläming) ansässige Pharmaunternehmen Lunapharm Deutschland GmbH steht im Zentrum eines möglichen Pharmaskandals. Das RBB-Magazin »Kontraste« hatte berichtet, dass die Brandenburger Firma jahrelang mit vermutlich gestohlenen Krebsmedikamenten aus Griechenland gehandelt haben sollen.

Vorgeworfen werden dem Unternehmen nicht nur der Handel mit gestohlener Ware, sondern auch Verstöße gegen Lager- und Transportvorschriften für Arzneimittel. Sollte die Kühlkette nicht eingehalten worden sein, könnten die Medikamente ihre Wirkung verloren haben. Falls diese Vorwürfe zutreffen, ergibt sich daraus eine direkte Gefahr für die Patient*innen, die mit diesen Medikamenten behandelt worden sind.

Das Gesundheitsministerium in Potsdam verstrickt sich derweil in Widersprüche. Auf Anfrage von »Kontraste« hatte das Ministerium mitgeteilt, es habe bislang keine Hinweise gegeben, dass mit Arzneimitteln gehandelt worden sei, die Gegenstand von Straftaten oder in ihrer Qualität beeinträchtigt seien. Dies widerspricht der Berichterstattung, wonach »Kontraste« ein E-Mail-Verkehr zwischen dem griechischen Gesundheitsministerium und der dem Gesundheitsministerium unterstellten Behörde in Brandenburg vorliegt. Daraus gehe hervor, dass bereits 2016 mitgeteilt wurde, dass in Deutschland mit gestohlenen Medikamenten aus Athen gehandelt worden sei.

Auch die zuständige Staatsanwaltschaft in Potsdam wusste offenbar Bescheid. Sie durchsuchte die Firma Lunapharm bereits Ende 2017 im Rahmen von Ermittlungen wegen Hehlerei und Verstößen gegen Arzneimittelvorschriften. Laut Aussage der Staatsanwaltschaft wusste die Behörde von den Ermittlungen.

Die Pressestelle des Gesundheitsministeriums teilte dem »nd« hingegen mit, man habe von den Ermittlungen wegen Hehlerei erst über die Presse erfahren. Die Behörde habe aber bereits 2016 wegen einer nicht ordnungsgemäßen Großhandelserlaubnis gegen Lunapharm ermittelt.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.