Ausscheidungsfahren in den Alpen

Geraint Thomas gewinnt die erste Bergankunft dieser Tour und fährt ins Gelbe Trikot

  • Tom Mustroph, La Rosière Espace San Bernardo
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Sonne brannte nieder auf La Rosière, das Etappenziel des 11. Tagesabschnitts der Tour de France. Der hell leuchtende Stern brachte den Kunstschnee, der in den Hang am Ziel geschossen wurde, aber nicht zum Schmelzen. Die Teilnehmer der Tour de France indes litten gewaltig unter der Hitze. Sie machten sich das Rennen auch gegenseitig heiß. Schon vor dem Start zur 11. Etappe in Albertville machten sich viele Fahrer auf der Rolle warm, um beim bereits nach zehn Kilometern beginnenden Aufstieg zur Montée de Bisanne im Wettkampfmodus zu sein.

Das war der Auftakt für gleich drei große Schlachten. Auf den hinteren Rängen kämpften die Sprinter mit dem Zeitlimit. Am Vortag waren die Letzten nur 24 Sekunden vor dem Ablaufen der Frist ins Ziel von Le Grand-Bornand gerutscht. Für die Etappe am Mittwoch von Albertville nach La Rosière hatten die Organisatoren der Tour de France das Limit zwar um zwei Prozent erhöht, einige Flachlandhelden waren aber so schnell distanziert, dass die Uhr ganz erbarmungslos gegen sie zu laufen begann.

Im Peloton der Klassementfahrer setzte Movistar erste Akzente. Das Team hat gleich drei Aspiranten auf das Podium: Altmeister Alejandro Valverde, den einstigen Tour-Zweiten Nairo Quintana und den früheren Froome-Helfer Mikel Landa. Als Erster warf Valverde den Fehdehandschuh. Bereits auf dem Anstieg zum zweiten Berg des Tages, dem Col du Pré, attackierte er - und setzte Team Sky damit unter Druck.

Dass Movistar an diesem Tag etwas geplant hatte, ließ sich auch an der Zusammensetzung der ersten großen Fluchtgruppe ablesen. Der spanische Kletterer Marc Soler war darin abgeordnet. Er ließ sich dann zu Valverde zurückfallen und nahm seinem Chef etwas Führungsarbeit ab.

Auch andere Teams hatten Helfer nach vorn abgeordnet. Vincenzo Nibalis Team Bahrain Merida entsandte den Basken Gorka Izaguirre, der Brite Adam Yates den zweiten baskischen Helfer Mikel Nieve (beide Mitchelton). Die französische Podiumshoffnung Romain Bardet vertraute dem Schweizer Mathias Frank, der Däne Jakob Fuglsang gleich zwei Leuten, seinem Landsmann Michael Valgren sowie dem Esten Tanel Kangert (alle Astana). Tom Dumoulin hatte seinen Sunweb-Gefährten Søren Kragh Andersen vorn.

Nur Team Sky hielt wie erwartet seine Formation zusammen. Die Briten schienen von dem Angriff überrascht. Valverde hatte schnell zwei Minuten Vorsprung und kam der ersten Ausreißergruppe immer näher.

Sky hatte am Dienstag bereits viel arbeiten müssen, aber dennoch ein Tempo vorgelegt, dass drei der Podiumskandidaten - Katusha-Kapitän Ilnur Zakarin, Bora-Kletterer Rafal Majka und der letztjährige Tourzweite Rigoberto Uran - den Anschluss verloren hatten. Dennoch wirkte der Sky-Zug nicht unverwundbar. Valverdes Initiative am Folgetag wurde aber neutralisiert, weil Sky in der Führungsarbeit Hilfe von Nibalis Bahrain-Team bekam. Schnell war der Rückstand auf Valverde unter eine Minute gedrückt.

Ganz vorn setzte sich erneut Vortagessieger Julian Alaphilippe in Szene. Nachdem der Franzose leichte Bergpunkte für das gepunktete Trikot geholt hatte, ließ er sich aber zurückfallen. Als Bester der Fluchtgruppe kämpfte Nieve lange um den Tagessieg, musste sich auf dem letzten Kilometer aber geschlagen geben.

Aus dem Favoritenfeld hatte sich auf den letzten 20 Kilometern Dumoulin herausgestohlen. Der Niederländer erreichte mit Hilfe seines Teamkollegen Andersen das Movistar-Duo Valverde und Soler und setzte sich dann sogar vom Spanier ab.

Viel brachte das aber nicht ein. Der Sky-Express hielt den Rückstand in Grenzen. Mit Adam Yates konnte erneut ein Klassementfahrer dem Tempo nicht folgen. Auf den letzten Kilometern schossen zahlreiche Fahrer ein Attacke-Feuerwerk ab. Zunächst ging Sky-Mann Geraint Thomas und sicherte sich so Gelb. In seinem Schatten duellierten sich Froome, Bardet und der Ire Dan Martin. Das bessere Ende hatte Froome, der nun Gesamtzweiter ist.

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