Palästinensische Aktivistin Ahed Tamimi aus Gefängnis entlassen

Italiener wegen Wandbild von Widerstandsikone vorübergehend festgenommen

  • Lesedauer: 3 Min.

Nabi Saleh. Die zur palästinensischen Widerstandsikone gewordene Ahed Tamimi ist am Sonntag nach einer mehrmonatigen Gefängnisstrafe in ihr Dorf im Westjordanland zurückgekehrt. »Ich danke allen, die mich während dieser Strafe unterstützt haben«, sagte die 17-Jährige bei ihrer Ankunft. »Der Kampf gegen die Besatzung geht weiter.« Zwei Italiener, die im israelisch besetzten Westjordanland ein Wandbild Tamimis angefertigt hatten, wurden von israelischen Sicherheitskräften vorübergehend festgenommen.

Ahed Tamimi und ihre ebenfalls freigelassene Mutter Nariman Tamimi waren nach Angaben der israelischen Behörden am frühen Morgen ins besetzte Westjordanland gebracht worden. Rund hundert Menschen bereiteten ihr bei der Rückkehr ins Dorf Nabi Saleh einen begeisterten Empfang.

»Ich bin froh, wieder bei meiner Familie zu sein«, sagte Tamimi bei einer kurzen Pressekonferenz. »Meine Freude ist allerdings getrübt wegen all der Gefangenen, die immer noch in Haft sind.« Fragen von israelischen Journalisten lehnte sie jedoch ab, weil sie sich von deren Medien ungerecht behandelt fühlte.

Tamimi besuchte auch das Grab des Palästinenserführers Jassir Arafat in Ramallah und legte dort Blumen nieder. Anschließend traf sie Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der nach einer Meldung der Nachrichtenagentur Wafa unter anderem ihren Kampf für »Freiheit und Unabhängigkeit« lobte.

Tamimi war im Dezember festgenommen worden, nachdem sie gemeinsam mit ihrer Cousine zwei israelische Soldaten im Hof ihrer Familie beschimpft sowie mit Fußtritten und Ohrfeigen traktiert hatte. Laut einem im Internet verbreiteten Video reagierten die schwer bewaffneten Soldaten jedoch nicht und zogen sich schließlich zurück, als die Mutter Nariman Tamimi auf sie einredete. Alle drei wurden festgenommen, die Cousine wurde bereits im März wieder freigelassen.

Tamimi war zum Zeitpunkt ihrer Verhaftung 16 Jahre alt. Das Mädchen wurde in den vergangenen Jahren wiederholt handgreiflich gegenüber Israelis. Israelische Medien beschrieben sie als »Provokateurin, die es versteht, ihre Taten zu medialisieren«. Der Familie wird vorgeworfen, ihre junge Tochter für ihre Zwecke zu instrumentalisieren.

Wie empfindlich die israelischen Behörden in dem Fall reagieren, zeigte die vorübergehende Festnahme zweier Italiener, die im Westjordanland ein Wandbild mit dem inzwischen weltbekannten Konterfei Tamimis angefertigt hatten.

Wie die israelische Polizei am Sonntag mitteilte, wurden die Männer wegen des »Verdachts der mutwilligen Beschädigung« der Grenzanlage in der Nähe von Bethlehem gefasst. Am Abend wurden sie wieder freigelassen - unter der Auflage, Israel binnen 72 Stunden zu verlassen. Nach Angaben ihres Anwalts dürfen sie in den kommenden zehn Jahren nicht wieder einreisen.

Italiens Außenminister Enzo Moavero Milanesi erklärte, er sei »erleichtert« über die Festnahme. Sein Ministerium stand nach eigenen Angaben in dem Fall mit den israelischen Behörden in Kontakt. AFP/nd

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.