Republikaner vermeiden knapp Desaster bei Nachwahl

In Ohio setzt sich Troy Balderson gegen demokratischen Herausforderer in Republikaner-Hochburg durch - mit weniger als einem Prozent Vorsprung

  • Moritz Wichmann
  • Lesedauer: 3 Min.

Für Troy Balderson wurde es so knapp wie sonst nie für die Republikaner im 12. Kongressdistrikt in Ohio. Der Kandidat der Republikaner hat die Nachwahl in der konservativen Hochburg nordöstlich von Cincinatti zwar gewonnen, aber nach Auszählung von 100 Prozent aller Stimmen führte Balderson mit weniger als einem Prozent aller Stimmen. Laut Politico erreicht der Republikaner 50,2 Prozent der Stimmen, sein demokratischer Herausforderer Danny O'Connor kam demnach auf 49,3 Prozent. Insgesamt trennten die beiden Kandidaten in dem wohlhabenden Vorstadtbezirk weniger als 2000 Stimmen. Weil die Wahl so knapp ist, standen die Gewinner zum Ende der Nacht noch nicht fest, obwohl sich Balderson zum Gewinner erklärt hat. O'Connor erklärte Mittwochnacht er gebe die Wahl noch nicht verloren. »Wir kämpfen weiter«, erklärte er dem Fernsehesender CBS. Rund 5000 Briefwahlstimmen abwesender Bürger und 3400 Stimmen von Wählern mit Registrierungsproblemen werden laut lokalen Wahlgesetzen frühestens in 11 Tagen ausgezählt.

Die Nachwahl war nötig geworden, weil Amtsinhaber Pat Tiberi seinen Kongresssitz für einen Posten bei einer Unternehmervereinigung in Ohio Anfang Januar aufgegeben hatte. Das knappe Ergebnis ist ein weiterer Hinweis auf die Möglichkeit einer »demokratischen Welle« bei den Kongresswahlen im November. Auch wenn die Demokraten den Sieg in der Nachwahl in Ohio offenbar knapp verpasst haben, setzt sich ein Trend fort, der auch bei vorherigen Nachwahlen zu beobachten war: ein deutlicher Zugewinn von Stimmen für die Demokraten selbst in konservativen Hochburgen. Im Durchschnitt lag der seit 2017 bei 16 Prozent.

Seit 1983 hat im 12. Wahlbezirk in Ohio kein Demokrat mehr die Kongresswahlen gewonnen, bei den Präsidentschaftswahlen 2016 gewann Donald Trump mit 11 Prozent Vorsprung. Die Umfragen für den Bezirk hatten in den letzten Wochen trotzdem eine Aufholjagd des Demokraten O'Connor bei einem schrumpfenden Vorsprung von Balderson gezeigt. O'Connor hatte sich im Wahlkampf als Brückenbauer dargestellt, der im Kongress zur Renovierung der Infrastruktur des Landes auch mit Republikanern zusammenarbeiten werde.

'Bridges'

Der US-Präsident hingegen hatte Balderson per Twitter und in letzter Minute auch mit einem persönlichen Auftritt unterstützt. Auch Vize-Präsident Mike Pence warb persönlich für den Republikaner, der lokal beliebte zentristische republikanische Gouverneur und Trump-Kritiker John Kasich trommelte ebenfalls noch in letzter Minute für Balderson. Herausforderer O'Connor wiederum hatte sich als Mann der Mitte dargestellt und ebenfalls mit seiner Nähe zu Kasich geworben und mehr Spendengelder eingesammelt als sein Konkurrent. Dem kamen kurz vor Ende des Rennens ein nationales Komitee der Republikaner und republikanische »Super Pacs« - private Großspenderorganisationen - massiv mit 3,5 Millionen US-Dollar zu Hilfe.

Die Republikaner und US-Präsident Trump können sich nun in ihrer Strategie bestätigt sehen, denn sie haben seit April 2017 fast alle Nachwahlen gewonnen. 10 von 11 »special elections« gingen an die Republikaner, nur in Pennsylvania setzte sich der Demokrat Connor Lamb durch. Sein Auftritt für Balderson habe einen »großen Umschwung« bewirkt und sein »großartiger Sieg« komme in einem »harten Wahljahr«, twitterte US-Präsident Trump Mittwochmorgen. Balderson werde auch im November »klar gewinnen«, erklärte Trump. Dann muss Balderson im Zuge der regulären Kongresswahlen sich erneut den Wählern stellen.

Beobachter weisen jedoch daraufhin das die nationale Parteizentrale und die »Super Pacs« im November nicht alle Kandidaten mit soviel Geld ausstatten können. Der besorgte Direktor des republikanischen Congressional Leadership Fund, Cory Bliss, forderte Kandidaten der Republikaner schon vorsorglich auf »mehr Geld zu sammeln«. Die Journalisten vom Nachrichtenportal Axios wiesen auch darauf hin, das es bei den Wahlen im November 79 Kongresssitze gebe, in denen die Demokraten bessere Chancen haben. Zumindest, wenn man das Präsidentschaftswahlergebnis von 2016 betrachtet. In diesen Wahlbezirken erhielt Trump weniger als 53 Prozent der Stimmen – sein Wahlergebnis im 12. Bezirk in Ohio vor zwei Jahren. 23 Sitze müssen die Demokraten im November dazu gewinnen, um im Kongress wieder die Mehrheit der Abgeordneten zu stellen. Dann könnten sie die Politik Trumps blockieren.

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