Großplakate für ein großes Ziel
Oberbürgermeisterkandidatin Martina Trauth (für LINKE) startet in Potsdam ihre Wahlwerbung
»Potsdam gemeinsam gestalten« ist das Motto ihrer Plakat-Kampagne, die Martina Trauth in der Friedrich-Engels-Straße begann. Hier, zwischen Potsdam und seinem Stadtteil Babelsberg, empfängt von nun an dieser Spruch die Passanten. »Lösungen wollen wir nicht länger im preußischen Obrigkeitsstil finden, sondern im Austausch mit den betroffenen Bürgern«, erklärt die Oberbürgermeisterkandidatin. Potsdam sei eine schöne Stadt, gleichwohl seien jede Menge Probleme zu lösen. So verwies sie auf die Verkehrslage und die angespannte Wohnungssituation.
Außer ihr stelle lediglich Lutz Boede, der OB-Kandidat der »Anderen« die Eigentumsfrage, sagt Trauth. Dass sich auch Boede um das Amt bewerbe, drohe zur Zersplitterung der Kräfte zu führen, was am Ende beiden schaden könnte. »Weil Herr Boede keine Chance hat, Oberbürgermeister zu werden, sind Stimmen an ihn dem politischen Wechsel entzogen und also verschenkt.«
Mit Boede stimme sie aber darin überein, dass die Potsdamer Stadtentwicklung nicht länger den geldschweren Investoren überlassen werden sollte. Der Stil, öffentlichen Raum in Privatparzellen zu verwandeln, dürfe für die Stadtpolitik nicht länger bestimmend sein. Flächenpolitik dürfe nicht allein dem Meistbietenden dienen, die Bürger müssten ihren Einfluss auf die Entwicklung zurückgewinnen. Das betrachte sie als persönliches Ziel.
Den bisherigen Amtsinhabern warf Trauth vor, sie hätten den Privatwohnungsbau exzessiv vorangetrieben, die dazugehörige Infrastruktur aber vernachlässigt. Es fehlten Verkehrsangebote, Sportplätze und Kitas. »Jetzt hecheln wir hinterher.«
Eine Lösung könne nicht darin liegen, »einfach weiter mehr Wohnungen zu bauen«, so Trauth. Um den Bürgern wieder das Gefühl zu geben, dass ihnen die Stadt gehöre, müsse der soziale Wohnungsbau vorangetrieben werden. Er müsse einen Anteil von 30 Prozent am Neubau erreichen und könne so für eine Durchmischung der Wohngebiete sorgen. Die Spaltung der Stadt in Gebiete, in denen die Wohlhabenden lebten, und abgehängte Gebiete wie der Schlaatz sei ungut.
Wer bei der Lösung der Probleme Potsdams Verbündeter sein könne, müsse sich später zeigen, sagte die Parteilose, die für die LINKE kandidiert. Seit 28 Jahren dominiere die SPD Potsdam, daraus erwachse ihr natürlich eine harte Konkurrenz. Zumal Beigeordneter Mike Schubert als SPD-Kandidat nicht ohne Einfluss sei.
Hans-Jürgen Scharfenberg hat für die PDS beziehungsweise die LINKE zweimal für das OB-Amt kandidiert und war seinem Konkurrenten Jann Jakobs (SPD) einmal denkbar knapp mit wenigen Dutzend Stimmen Rückstand unterlegen. Die Tatsache, dass im diesjährigen Wahlkampf bei SPD und LINKE »neue Protagonisten« antreten, biete die Chance für einen Neuanfang, sagte er. Scharfenberg empfahl Martina Trauth, »eng an den Problemen der Menschen« zu bleiben. Potsdam biete mit einer guten Finanzsituation und einer positiven demografischen Entwicklung achtbare Voraussetzungen dafür, »dass alle Einwohner von der Stadtentwicklung profitieren«. Diese zu nutzen, dafür bringe Martina Trauth beste Voraussetzungen mit.
Der Potsdamer LINKE-Bundestagsabgeordnete Norbert Müller versprach der Kandidatin, er werde selbst Plakate für sie kleben und helfen, wo er könne. Ihn überzeugten ganz besonders ihre Offenheit und ihr Pro᠆blembewusstsein.
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