Huck Finn lässt grüßen
Laurie Lee
Wir verraten nicht zu viel, wenn wir vorwegnehmen, dass aus dem Erzähler und Rosie ungeachtet einer eindeutig-zweideutigen Begegnung im Heu nichts wird. Aber es ist ohnehin schwer, aus diesem Buch etwas zu »verraten«, denn es ist die Geschichte einer Kindheit, wie du und ich sie nur unwesentlich anders erlebt haben. Der Unterschied: Sie spielt in England kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Und sie ist, das sei hervorgehoben, nett ge- und beschrieben.
Laurie Lee wuchs in einer achtköpfigen, vaterlosen Familie auf und erzählt liebevoll von seiner trotz aller Not stets fröhlichen, aber ziemlich chaotischen Mutter. Er berichtet von kindlichen Raufereien und Nachbarschaftsstreitigkeiten. Auch von nicht alltäglichen Todesfällen (Mord?) wird das Dorf berührt. Mitternächtliche Gruselerlebnisse kommen vor, wie sie, zusammen mit dem schulresistenten Klassenkameraden Spadge Hopkins, auch über Huckleberry Finn hätten berichtet werden können.
Ein unterhaltsames Buch für den Sommer, das auch mal zwischen Eltern und Kindern hin- und herwandern darf. Zudem ist es - inzwischen selten! - in Leinen gebunden und mit hübschen Aquarellen der englischen Grafikerin Laura Stoddard versehen.
Laurie Lee: Cider mit Rosie. Roman. Aus dem Englischen von Walter Hartmann. Unionsverlag, 315 S., geb., 19 €.
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