Proteste gegen Umbau der Hedwigs-Kathedrale

150 Demonstranten kritisierten die Pläne der katholischen Kirche, die das Gebäude bis 2023 umbauen will

  • Lesedauer: 2 Min.

Ein Gottesdienst zum Abschied: Bevor im September der Umbau der St. Hedwigs-Kathedrale beginnt, hat Erzbischof Heiner Koch am Mittwoch noch einmal die umfangreiche Renovierung gegen seine Kritiker verteidigt. »Ich bin sehr froh, dass es jetzt losgeht, weil mir die Kathedrale sehr am Herzen liegt«, sagte Koch zum kirchlichen Feiertag Mariä Himmelfahrt. Die Kathedrale soll 2023 wieder eröffnet werden.

»Ich weiß, dass vielen das Herz blutet, aber ich hoffe, dass wir miteinander im Gespräch bleiben«, sagte Koch an die Adresse der Kritiker des Umbaus gerichtet. Vor Berlins katholischer Hauptkirche hatten sich am Nachmittag rund 150 Menschen versammelt und gegen die Pläne protestiert. Vor allem die geplante Schließung des Zugangs vom Innenraum im Erdgeschoss in die Unterkirche ist Kritikern ein Dorn im Auge. Die Öffnung ist ein bedeutendes Merkmal der in den 1960er Jahren nach Plänen des Architekten Hans Schwippert (1899- 1973) umgebauten Kirche.

In der Unterkirche sind die Gräber der Berliner Bischöfe sowie des seliggesprochenen Dompropstes und Hitler-Gegners Bernhard Lichtenberg (1875-1943) untergebracht. Die Umbaupläne waren bereits unter dem damaligen Erzbischof Rainer Maria Woelki beschlossen worden. Der neue Entwurf sieht vor, anstelle der Treppe in die Krypta den Altar in die Mitte des Rundbaus zu rücken. Damit soll der Gottesdienst zeitgemäßer gefeiert werden, wie das Erzbistum und die meisten innerkirchlichen Gremien argumentieren.

Unter dem Motto »Kreuz zeigen!« protestierte die Bürgerinitiative Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale auf dem Bebelplatz gegen die Neugestaltung des Innenraums. Vor allem im Osten der Stadt sind Stimmen dagegen laut geworden. Zur Zeit der Teilung galt die Hedwigs-Kathedrale als zentraler Bekenntnisort der DDR-Katholiken.

Nach der »unverständlichen Ausnahmegenehmigung« des Senats zum »Radikalumbau« drohe nun die Zerstörung eines historischen Denkmals. Die Neugestaltung müsse noch mit allen Kräften und juristischen Mitteln verhindert werden, erklärten Sprecher der Initiative.

Dagegen ist für die Initiative der Umbaubefürworter hedwig21.berlin höchste Zeit, mit den Arbeiten zu beginnen. Die Kathedrale werde eine Form erhalten, die den liturgischen Bedürfnissen der Menschen des 21. Jahrhunderts entspreche.

Die Vorbereitungen für die Arbeiten sollen im September beginnen. Die Gottesdienste werden dann in die Kirche St. Joseph in Wedding verlegt. Die Kosten für die Renovierung der Kirchen und des benachbarten Bernhard-Lichtenberg-Hauses werden auf rund 60 Millionen Euro beziffert. dpa/nd

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