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Weite Wege für Lehrlinge im Nordosten

IHK legt Studie zur Berufswahl vor

  • Lesedauer: 2 Min.

Schwerin. Jeder dritte Lehrling in Mecklenburg-Vorpommern muss für die Aufnahme seiner Ausbildung von zu Hause wegziehen. Das ist doppelt so oft, wie bei den Altersgefährten in anderen ostdeutschen Bundesländern. »108 Minuten brauchen Auszubildende bei uns im Land im Durchschnitt für den Weg zur Berufsschule. Da ist klar, dass dieser Umstand bei der Berufswahl eine ganz entscheidende Rolle spielt«, sagte der Hauptgeschäftsführer der IHK Neubrandenburg, Torsten Haasch, am Dienstag in Schwerin. Er stellte die Ergebnisse einer bundesweiten Kammerumfrage unter Berufseinsteigern vor.

Die Konzentration der Berufsschulstandorte und die Einschränkungen im jeweiligen Fächerangebot hätten in Mecklenburg-Vorpommern kritische Schwellen erreicht, erklärte Haasch. Zur Sicherung eines möglichst breiten Ausbildungsangebots sollten daher auch moderne Methoden wie E-Learning stärker genutzt werden. Haasch verwies zudem darauf, dass immer mehr Firmen ihren Lehrlingen Zuschüsse zu Fahrt- oder Unterkunftskosten zahlten, doch sei auch das Land weiterhin in der Pflicht zu helfen.

Der Rückgang der Bewerberzahlen und der steigende Fachkräftebedarf habe bei vielen Unternehmen ein Umdenken bewirkt, erklärte der IHK-Hauptgeschäftsführer. Diese Firmen schrieben ihre Stellen inzwischen früher aus und öffneten ihre Betriebe häufiger für Schülerpraktika. »Solche Praktika sind ganz entscheidend für die Berufswahl«, sagte Haasch unter Hinweis auf die Ergebnisse der Befragung, an der sich landesweit etwa 739 Lehrlinge im ersten Lehrjahr beteiligt hätten.

Dabei stellte sich außerdem heraus, dass drei Viertel der jungen Leute ihren Wunschberuf ergreifen konnten. Eltern haben weiterhin entscheidenden Einfluss auf die berufliche Zukunft ihrer Kinder, doch informieren die sich zunehmend auch auf den Internetseiten der potenziellen Ausbildungsbetriebe. Jeder neunte Auszubildende hatte ein Studium erwogen oder schon begonnen und dann doch eine Lehre bevorzugt. Erstmals fragten die Kammern auch, ob der Auszubildende seinen Ausbildungsbetrieb weiterempfehlen würde. 91 Prozent der Befragten hätten dies mit Ja beantwortet.

Nach Angaben von Haasch hat die Angleichung der Lehrlingsentgelte dazu geführt, dass die Entlohnung nur noch eine untergeordnete Rolle bei der Berufswahl spielt. »Viel wichtiger ist den jungen Leuten das Betriebsklima«, sagte er.

Nach Kammerangaben konnte in diesem wie auch schon im Jahr zuvor jeder zweite Ausbildungsbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern seine Ausbildungsplätze nicht oder nicht vollständig besetzen. »Entweder fanden die Unternehmen keine geeigneten Bewerber oder es gab überhaupt keine Bewerbungen«, sagte Haasch. Während es Mitte der 1990er Jahre noch 30 000 Schulabgänger im Land gegeben habe, seien es inzwischen nur noch gut 10 000. »Die Gewinnung des Fachkräftenachwuchses wird für die Unternehmen zu einer immer drängenderen Herausforderung«, konstatierte Haasch. dpa/nd

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