• Politik
  • Gewaltbereite Fußballfans

Hooliganszene ist eindeutig rechts

Gewaltbereitschaft hat drastisch zugenommen / Szene vermischt sich mit Nazigruppen

  • Lesedauer: 2 Min.

Chemnitz. Die Hooliganszene gewaltbereiter Fußballfans ist nach Ansicht des renommierten Gewalt- und Fan-Forschers Gunter Pilz politisch klar dem rechten bis rechtsradikalen Flügel zuzuordnen. »Die neue Hooliganszene ist ganz eindeutig rechts orientiert. Wir sehen eine Renaissance des Hooliganismus auf dem rechtsradikalen Flügel«, sagte Pilz der Deutschen Presse-Agentur mit Blick auf die Ausschreitungen in Chemnitz.

Am Sonntag und Montag waren tausende Rechte durch Chemnitz gezogen. Nach Erkenntnissen des sächsischen Verfassungsschutzes waren dabei auch Hooligans aus dem gesamten Bundesgebiet nach Chemnitz gekommen. Den Kern hatten demnach sächsische Rechtsradikale gebildet. Laut sächsischem Innenministerium waren aber auch Hooligans aus Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Thüringen, Berlin und Brandenburg nach Chemnitz gekommen.

»Im Gegensatz zu den Hooligans der 80er sind die Gruppen heute ausgesprochen gut organisiert und vernetzt«, sagte Pilz. »Die können sich stabsmäßig vorbereiten und ausgesprochen schnell reagieren.« Zudem komme es immer wieder zu bedrohlichen Verbindungen. »Sie tun sich mit Leuten aus der Türsteher- und der Kampfsportszene zusammen«, warnte Pilz. »Die Szene ist stark von russischen Hooligans bestimmt, die die Kampfsportevents organisieren.«

Noch in den 80er-Jahren habe es unter den Hooligans nur wenige gegeben, die dem rechten Spektrum zuzuordnen gewesen seien. Auch bei der Gewaltbereitschaft habe es eine dramatische Veränderung gegeben: »Anders als früher gibt es keine Grenzen der Gewalt – da wird auch ein Toter in Kauf genommen«, sagte der emeritierte Professor, zu dessen Arbeitsschwerpunkten Gewalt in der Gesellschaft und im Sport gehört.

Regionale Unterschiede in der Hooliganszene seien kaum zu erkennen. »Da gibt es keine Unterschiede zwischen Ost und West«, sagte er, »vielleicht sind sie im Osten noch ein wenig stärker und aggressiver.« Die Szene in Chemnitz um die Hooligan-Gruppen »Kaotic« und »NS-Boys« ist nach Angaben des sächsischen Verfassungsschutzes virulent und mobilisierungsstark. »Die beiden Gruppierungen sind immer wieder unangenehm aufgefallen - schon seit Jahren«, sagte Pilz.

Die Hooligans hätten sich inzwischen mit Nazigruppen vermischt. Pilz: »Sie sind nicht ihr verlängerter Arm - das hat man schon bei Hooligans gegen Salafisten (Hogesa) gesehen.« Im Oktober 2014 hatten sich bei einer Kundgebung der Hogesa in Köln Hooligans und Rechtsextreme Straßenschlachten mit der Polizei geliefert, etwa 50 Beamte wurden damals verletzt. »Von linken Hooligans ist mir nichts bekannt, auch wenn es vereinzelt linke gewaltbereite Fußballanhänger gibt«, sagte Pilz. Eine »eigene Szene« sei das aber nicht. dpa/nd

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken von Socken mit Haltung und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.