Weniger Tempo für bessere Luft

Reduzierte Geschwindigkeit auf Tempelhofer Damm und Schöneberger Hauptstraße

  • Nicolas Šustr
  • Lesedauer: 2 Min.

Der Modellversuch, um die Stickstoffdioxidbelastungen an Hauptstraßen zu reduzieren, ist seit diesem Montag ausgeweitet. Neu ist die Schöneberger Hauptstraße dazugekommen. Damit gilt nun von der Leipziger Straße in Mitte über die Potsdamer Straße bis zum Innsbrucker Platz durchgehend Tempo 30.

Außerdem wurde auch auf einem etwas über einem Kilometer langen Abschnitt des Tempelhofer Damms zwischen Ordensmeisterstraße und Alt-Tempelhof Tempo 30 angeordnet. Im November sollen schließlich noch knapp zwei Kilometer der Charlottenburger Kantstraße zwischen Savigny- und Amtsgerichtsplatz folgen.

Verkehrs- und Umweltsenatorin Regine Günther (parteilos, für Grüne) verspricht sich von der Maßnahme, Diesel-Fahrverbote verhindern zu können. Auf allen betroffenen Hauptstraßen wird nämlich der Jahresmittelwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter Luft dauerhaft überschritten. Vor allem die Verstetigung des Verkehrs und eine angepasste grüne Welle an den Ampeln sollen für weniger Schadstoffe sorgen.

Die bisherigen Daten aus der Leipziger Straße, wo bereits im April Tempo 30 eingeführt wurde, stimmen jedoch wenig hoffnungsvoll. Die Belastungen sind bisher wenig gesunken. Eigentlich keine Überraschung, denn an der Steglitzer Schildhornstraße, wo die reduzierte Geschwindigkeit seit über zehn Jahren gilt, sanken die Stickstoffdioxid-Emissionen um rund sechs Prozent.

Trotzdem hält Martin Schlegel, Verkehrsexperte des Umweltverbands BUND Berlin das Vorgehen für »grundsätzlich richtig«. »Es braucht keinen Modellversuch, wir können die Erfahrungen der Schildhornstraße nutzen«, so Schlegel. Erst die Installation eines Tempoblitzers führte dort zur Einhaltung des Limits.

In der Leipziger Straße lief die Verkehrsüberwachung durch die Polizei erst einen Monat nach Anordnung von Tempo 30 an. Im Juli hielten sich rund fünf Prozent der Autofahrer dort nicht an die vorgeschriebene Geschwindigkeit, wie eine Antwort der Verkehrsverwaltung auf eine Schriftliche Anfrage des SPD-Abgeordneten Sven Kohlmeier ergab.

Paradox mutet dagegen an, dass die Verkehrsverwaltung sich auf gerichtlichem Wege gegen Tempo 30 auf der Berliner Allee in Weißensee wehrt. In erster Instanz hatten Anwohner diese Maßnahme aus dem Luftreinhalteplan erstritten. »Der Senat muss die Berufung zurücknehmen«, fordert Schlegel.

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