Angst im Weißen Haus

Neues Woodward-Buch über US-Präsident Trump

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 3 Min.

Seit der Aufdeckung des Watergate-Skandals gilt Bob Woodward nicht nur in den USA als Gottvater des investigativen Journalismus. »Mann mit dem Schlüssel zum Oval Office« hat ihn der Londoner »Observer« einmal genannt. »Fear - Trump in the White House« (Angst - Trump im Weißen Haus) ist nicht sein erstes Buch über das Zentrum der Macht in Washington. Auch Trumps wankelmütiger Vorgänger bekam etwa in »Obamas Kriege« sein Fett weg. Saftige verbale Entgleisungen hochdekorierter Generäle im Widerstand gegen ihren Oberbefehlshaber fanden da den Weg aus dem »War Room«. Die Strategieberater in Obamas »Küchenkabinett« wurden schon mal als »Wasserwanzen« beschimpft. Was der Pulitzer-Preisträger nun in seinem neuesten Werk enthüllt, hat jedoch noch eine ganz andere Dimension, selbst wenn man die Richtung aus früheren Trump-Büchern kennt.

Das Weiße Haus im Ausnahmezustand: Da stuft der Stabschef seinen Präsidenten angeblich als »verstörten Idioten« ein. Sein persönlicher Anwalt nennt ihn einen »notorischen Lügner« und warnt eindringlich vor einer eidesstattlichen Aussage Trumps in der sogenannten Russland-Affäre - ihm drohe sonst ein »Overall in Orange«, also Gefängniskleidung. Spitzenberater billigen ihm den Horizont eines impulsgesteuerten Fünftklässlers zu und sehen ihn als Gefahr für die nationale Sicherheit, weshalb Mitarbeiter törichte Dokumente in »Crazytown« lieber verschwinden lassen, um seine Unterschrift zu verhindern; was durch Trumps geringe Aufmerksamkeitsspanne allerdings auch erleichtert wird. Der Präsident wiederum kanzelt seine Minister vor anderen wie Schuljungen ab; Justizchef Sessions etwa beschimpft er als »geistig behindert«. Trump, ein Egomane, »emotional überreizt, launisch und unberechenbar«, dazu ein »nervöser Zusammenbruch der Exekutive des mächtigsten Landes der Welt« - Woodwards Sittengemälde fällt verheerend aus.

Mit Entsetzen und Empörung reagiert der liberale Teil der Vereinigten Staaten. Alles »schäbiges Zeug« (Trump) und »Bullshit« (Stabschef Kelly), so die absehbare Reaktion aus dem Weißen Haus. Von »erfundenen Geschichten frustrierter ehemaliger Mitarbeiter« ist in einer offiziellen Erklärung die Rede. Schon weil die Buchauszüge von Trumps journalistischen Lieblingsfeinden »Washington Post« und CNN veröffentlicht werden.

Sicher, Woodward ist ein Profi-Rechercheur, einer der angesehensten Journalisten des Landes. Der von ihm und Carl Bernstein aufgedeckte Watergate-Skandal führte einst zum Rücktritt von Präsident Richard Nixon. Sein neues Buch, das in der nächsten Woche erscheint, lässt sich nicht so einfach als »Fake News« abtun. Doch wer jetzt hofft, dass sich die Geschichte wiederholt oder Republikaner zumindest voller Scham von Trump lassen, sollte sich wappnen. Zwar zeigen aktuelle Umfragen mit Blick auf die Zwischenwahlen zum Kongress einen deutlichen Vorsprung der oppositionellen Demokraten. Doch Trumps Zustimmungsrate in der eigenen Partei liegt nach knapp zwei Amtsjahren so hoch wie bei kaum einem Vorgänger.

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