Glückliche Verlierer
Nach dem Boykott der Nationalspieler verliert Dänemarks Rumpfteam 0:3 in der Slowakei
In Dänemark sprach man von einem Wunder, das »Ekstra Bladet« sah sogar »ein Team, das die Welt im Sturm eroberte«. Immerhin war die hastig zusammengewürfelte dänische Fußballauswahl nicht einmal in die Nähe der höchsten Niederlage in der Geschichte der »Dansk Boldspil Union« geraten - ein 0:8 im Jahr 1937 gegen Nazi-Deutschland. Mit einem respektablen 0:3 verlor die dänische Mannschaft ihr Freundschaftsspiel in Trnava gegen Gastgeber Slowakei und zwischenzeitlich wäre dem Team aus Futsal- und Amateurspielern in der 20. Minute durch Rasmus Gaudin sogar fast das 1:1 geglückt.
Gaudin kickt sonst in der dritten Liga bei Vanløse IF, am Mittwoch hatte er sich einen Kindheitstraum erfüllen können und das Trikot der Nationalmannschaft überstreifen dürfen - auch noch das mit der Nummer 10. Nur ein Tor fehlte zum großen Glück.
Die Stars des dänischen Fußballs hingegen sahen sich das Match im Fernsehen an. Denn der Streit zwischen der DBU und ihren besten Spielern ist noch ungelöst. 23 Stammspieler des WM-Achtelfinalisten fehlten am Mittwoch, sie fühlten sich vom Verband in Sachen Werbeverträge über den Tisch gezogen und hatten mit einem Boykott reagiert.
Die DBU wiederum erteilte den Kickern um die Premier-League-Stars Christian Eriksen (Tottenham Hotspur) oder Kasper Schmeichel (Leicester) ein Spielverbot. Weil die Europäische Fußball-Union (UEFA) bei einer Absage des Spiels in Trnava eine hohe Geldstrafe verhängt und die Auswahl womöglich von der EM 2020 ausgeschlossen hätte, hatte die DBU die Notmannschaft rekrutiert und nach Trnava entsendet.
Da auch Nationalcoach Aage Hareide nicht an der Seitenlinie dieser Rumpfauswahl stehen wollte, kam Ex-HSV-Profi John Jensen als Interimsnationaltrainer zum Zuge, der 1992 zu jener unglaublichen Truppe gehört hatte, die überraschend Europameister wurde. »Es war die schönste Niederlage in der Geschichte der dänischen Nationalmannschaft«, schwärmte er am Mittwoch und schickte der slowakischen Mannschaft eine Kiste Bier in die Kabine. Dänemarks Verband will die enttäuschenden Slowaken zudem finanziell entschädigen - schließlich hatte der Gastgeber die Karten für das Spiel am Ende für ein Euro das Stück verschleudern müssen.
DBU-Präsident Jesper Møller und auch die Profis ließen durchblicken, dass am Sonntag in der Nations League womöglich der A-Kader zum ersten Pflichtspiel in der Liga B gegen Wales in Aarhus auflaufen kann. »Ich bin positiv, und die Spieler sind es auch«, verkündete Møller nach dem Slowakei-Spiel im dänischen Rundfunk. »Wir reden miteinander, aber das sind keine Verhandlungen. Sie wollen spielen, und wir wollen auch, dass sie es tun.« Die Spieler fühlen sich zu Unrecht als gierig dargestellt: Sie fordern das Recht, auch während ihrer Zeit in der Nationalmannschaft für ihre persönlichen Sponsoren werben zu dürfen.
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