Ein Punkt zur Premiere

Hoffenheim, der kleinste Ort in der Geschichte der Champions League, startet mit einem Remis gegen Donezk in den Wettbewerb

  • Ulrike John, Charkiw
  • Lesedauer: 3 Min.

Bei der Landung auf dem Baden-Airpark nach dem Champions-League-Debüt hatte Trainer Julian Nagelsmann sein Feiertagsoutfit mit schicker Weste längst wieder im Koffer verstaut. Am Tag nach dem 2:2 (2:1) gegen Schachtjor Donezk in Charkiw ging der Blick der Hoffenheimer schon auf das nächste Duell mit einem Königsklassenklub. Im Heimspiel gegen Borussia Dortmund will die TSG am Sonnabend ihre mäßige Bundesligastartbilanz aufbessern.

Im wichtigsten europäischen Vereinswettbewerb ist Hoffenheim aber erst mal angekommen - mit dem Remis aber nur einen kleinen Schritt vorangekommen. »Ganz zufrieden« zeigte sich Nagelsmann. Aber nach dem überraschenden 2:1 von Olympique Lyon beim Favoriten Manchester City dürfte die Erkenntnis gewachsen sein, dass man gegen den vielleicht schwächsten Gruppengegner eher einen Sieg verpasst hatte. Trotz der zweimaligen Führung durch Florian Grillitsch (6. Minute) und Havard Nordtveit (38.) reichte es am Mittwochabend in der Ukraine nur zu einem Punkt. »Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt. Und wenn du so lange führst, willst du auch gewinnen«, sagte Nico Schulz.

So muss Hoffenheim weiter auf den ersten internationalen Auswärtserfolg warten, nachdem dies auch in der Europa League 2017 nicht gelungen war. Sportchef Alexander Rosen verwies darauf, dass ein Team wie Manchester City im vergangenen Jahr bei Schachtjor Donezk sogar verloren habe: »Unter dem Strich ein verdienter Punkt. Man hat nicht gemerkt, dass wir zum ersten Mal dabei waren.«

Julian Nagelsmann, mit 31 Jahren der jüngste Chefcoach einer Mannschaft in der Geschichte des Wettbewerbs, haderte aber mal wieder mit den vergebenen Chancen seiner Mannschaft. »Ich hätte heute auch gerne gewonnen, aber ich kann mit dem Punkt leben«, sagte er und tröstete sich: »Wir haben den Zuschauern was geboten.« Und: »Wir können erhobenen Hauptes nach Hause fahren als Champions-League-Neuling.«

In der Schlussphase rannten die Hoffenheimer im Metalist-Stadion nur noch hinterher. Nachdem Ismaily nach 27 Minuten das zwischenzeitliche 1:1 für Donezk erzielt hatte, gelang Maycon in der 81. Minute der erneute Ausgleich. Trotzdem verbreitete Nagelsmann Optimismus: »Ich glaube nicht, dass die beiden anderen Mannschaften nach diesem Spiel nun lieber gegen uns spielen als vorher.« Auch Kapitän Kevin Vogt nimmt das Spiel als Mutmacher: »Mit breiter Brust gehen wir hier raus.« Der starke Mittelfeldakteur Grillitsch durfte sich zudem über die Auszeichnung als »Man of the Match« freuen. Und der oft kritisierte Abwehrspieler Nordtveit war ohnehin überglücklich nach seinem Treffer. »Ein Traum. Mein Sohn ist drei Jahre und hatte gesagt, du musst mal ein Tor machen.«

Insgesamt zeigte das Team aus Hoffenheim, mit nur 3200 Einwohnern der kleinste Ort in der Geschichte der Königsklasse, eine reife Leistung. Dortmund ist nun eines der »Bretter«, die Nagelsmann in den kommenden Wochen erwartet. Helfen können dabei auch wieder einige Rückkehrer. »Wir haben noch richtig Qualität, die in den nächsten Wochen zurückkommt«, sagte Sportchef Rosen angesichts der vielen Verletzten. Nationalspieler Kerem Demirbay gab schon mal ein kurzes Comeback.

Die Gefahr, dass nach großen Spielen in der Champions League »ein Spannungsverlust zu befürchten ist«, sieht Rosen nicht, »nicht bei unseren Charakteren.« dpa/nd

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