- Politik
- Repression in der Türkei
Petition für inhaftierten Schriftsteller Altayli gestartet
73-Jähriger sitzt bereits seit einem Jahr in türkischer Untersuchungshaft
Istanbul. Kurz vor dem Staatsbesuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Deutschland hat die Tochter eines in der Türkei inhaftierten Deutschen eine Online-Petition für dessen Freilassung gestartet. Mit der Kampagne auf der Webseite Change.org will die älteste Tochter des 73-jährigen Enver Altayli, Zeynep Potente, »den Fall näher an die Öffentlichkeit bringen«, um mehr Druck aufzubauen. »Wir haben uns ja lange eher zurückgehalten aus Furcht, dass das den Fall verschärft, aber wir sehen den Sinn nicht mehr«, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur.
Die Petition richtet sich an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzlerin Angela Merkel. Darin schreibt sie, dass ihr Vater »mit jedem Tag schwächer« werde, weil er an einer Herz- und Stoffwechselerkrankung leide. »Wir wissen nicht, wie lange er die Haft noch aushalten kann.« Alle Beschwerden gegen die Haftbedingungen seien abgelehnt worden.
Altayli, ein regierungskritischer Schriftsteller, hat nach Auskunft seiner Familie bis Anfang der 70er Jahre für den türkischen Geheimdienst MIT gearbeitet. Er sitzt seit mehr als einem Jahr ohne Anklageschrift in Einzelhaft im Sincan-Gefängnis in Ankara. Ihm werden Verbindungen zum in den USA lebenden islamischen Prediger Fethullah Gülen vorgeworfen, den die Regierung für den Putschversuch von 2016 verantwortlich macht.
In der Petition schreibt Zeynap Potente, Altayli sei nie Mitglied der Gülen-Bewegung gewesen, »noch gibt es irgendwelche Beweise für Aktivitäten, die den Vorwurf gegen ihn begründen könnten«. Er sei ein »kompromissloser Kritiker der aktuellen türkischen Regierungspolitik« und wegen seiner »politischen Ansichten« in Haft.
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Erdogan ist vom 27. bis 29. September in Deutschland. Auf der Tagesordnung steht auch das Schicksal der fünf Deutschen, die aus »politischen Gründen« in der Türkei in Haft sind. Am Donnerstag war nach Auskunft des Auswärtigen Amtes ein Deutscher entlassen worden.
Seit dem Beginn der »Change.Org«-Petition vor etwas mehr als einer Woche haben rund 18.000 Menschen unterschrieben. »Wir werden weitermachen, bis mein Vater freikommt«, so Zeynep Potente. dpa/nd
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