Das kann ja heiter werden

Der DFB sticht die türkische Bewerbung aus: Die Fußball-Europameisterschaft wird 2024 in Deutschland ausgetragen

Die Flughafenbauer in Berlin müssen jetzt stark sein: Die UEFA entschied am Donnerstag, die Europameisterschaft 2024 in Deutschland auszutragen. Das Olympiastadion in der Hauptstadt ist ein sicherer Kandidat für das Eröffnungs- oder Endspiel im deutschen Bewerbungskonzept, das sich mit 12:4 Stimmen gegen die türkische Bewerbung bei der Wahl der UEFA-Exekutive durchsetzen konnte. Wäre es nicht schön, die Fans aus allen Ecken des Kontinents könnten auf jenem Airport anlanden, von dem viele deutsche Fans dereinst zum EM-Turnier 2012 in die Ukraine und Polen aufbrechen wollten?

Für den Slowenen Aleksander Ceferin, der seit Herbst 2016 als UEFA-Präsident amtiert, war es das erste Mal, dass er das Abstimmungsergebnis bei der Wahl eines EM-Gastgebers verkünden durfte: Doch obwohl die 17 stimmberechtigten Mitglieder der Exekutive (16 Männer, eine Frau) in seinem Sinne abgestimmt hatten, wirkte Ceferin seltsam bedröppelt, als er um 15.21 Uhr den Umschlag öffnete und den Sieger nannte.

Fast wirkte der 50-Jährige, als sei er in Gedanken beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Der saß zur selben Zeit im berliner Hotel Adlon vor seinem Fernseher und erfuhr die schmerzliche Nachricht: Auch die vierte türkische EM-Bewerbung in Folge ist gescheitert. Nach Anläufen für 2008, 2012 und 2016 wird es auch 2024 nichts mit einem Fußball-Großturnier am Bosporus.

Dem türkischen Sportminister Mehmet Kasapoglu war es vorbehalten, in Nyon das erste staatliche Statement zur Abstimmungsniederlage abzugeben. Kasapoglu hielt sich vorerst zurück: »Dass die UEFA trotz all unserer Stärken die Europameisterschaft nicht an unser Land vergeben hat, ist eine traurige Situation«, meinte er. An der Bewerbung habe es nicht gelegen, man besitze nun neue Stadien. »Wir haben als Land nichts verloren.«

Der Gewinner der UEFA-Abstimmung hingegen darf das Kontinentalturnier nun zum zweiten Mal nach 1988 ausrichten - Balsam für die wunde Seele der »Fußballnation«, die am Vorrunden-Aus bei der WM 2018 schwer zu knabbern hatte. Ein großer Sieg war es auch für den Deutschen Fußball-Bund, für den Präsident Reinhard Grindel und EM-Botschafter Philipp Lahm dann zu Ceferin aufs Podium durften. Die Sieger hielten sich mit Überschwänglichkeiten sichtlich zurück. Eher erleichtert als begeistert erklommen sie die Bühne und nahmen neben dem Coupe Henri-Delaunay Aufstellung, der seit 1960 an den jeweiligen europäischen Titelträger verliehen wird.

Es wird das vierte Fußball-Großevent in Deutschland nach der EM 1988 und den WM-Endrunden 1974 und 2006. Ob Präsident Grindel 2024 noch im Amt ist? Die Chancen auf eine Wiederwahl beim DFB-Bundestag haben sich am Donnerstag jedenfalls schlagartig verbessert. Und war es ein Fingerzeig, wie deutsch diese EM sein wird, oder nur dem bierernsten Charakter der Bekanntgabe geschuldet, dass der einstige CDU-Bundestagsabgeordnete (Wahlkreis Rotenburg-Soltau-Fallingbostel) seine Dankesrede in Deutsch hielt? 54 Nationalverbände hat die UEFA, und »United by football. Vereint im Herzen Europas« heißt der Slogan des deutschen EM-Ausrichters. Nun ja, zumindest sieht man sich in der Pflicht, 2024 eine gelungene Endrunde zu liefern. »Ich bedanke mich beim UEFA-Exko für das unglaubliche Vertrauen. Ich spüre Verantwortung. Wir werden alles dafür tun, den Erwartungen gerecht zu werden« verkündete Grindel. Auch Philipp Lahm hielt seine Ansprache im »UEFA-Auditorium« auf Deutsch. Der Ehrenspielführer der deutschen Nationalelf, der nun als Organisationschef des EM-Turniers 2024 fungieren soll, muss wie Ceferin noch ein wenig in Sachen Lockerheit trainieren: »Wir sind sehr gastfreundlich und offen, das wollen wir zeigen«, sagte Lahm mit rotem Kopf. »Aber wir haben vor allem auch Leute in Deutschland, die ein großes Fest mit allen in Europa feiern wollen.«

Später verriet Lahm, man habe sich mit Jubeln zurückgehalten, weil er sich fair gegenüber der unterlegenen Türkei verhalten wollte: »Wenn man gewinnt, das habe ich als Sportler immer festgestellt, gibt es auch irgendjemanden, der verliert. Und man muss auch den Verlierern immer wieder Respekt zollen«, so Lahm. Die Delegation des DFB habe sich natürlich über den Erfolg gefreut. »Aber man darf nie den Respekt vor den anderen verlieren, das haben wir uns vorgenommen.«

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