Abfertigungsbereit für den Bund
Am BER ist der Interimsbau des Regierungsterminals frist- und kostengerecht übergabefertig
Der BER kann auch anders: Am Dienstag herrschte auf dem Ramp 1 genannten Areal am nördlichen Rand des künftigen Hauptstadtflughafens reges Baugeschehen. Und es gibt ein neuerbautes Abfertigungsgebäude zu besichtigen: Das neue Regierungsterminal ist faktisch ein kleiner Flughafen im großen. Am Freitag soll es die Flughafengesellschaft (FBB) an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) übergeben werden.
Sogar schwere Maschinen waren im Einsatz. Hier laufen, wie Hannes Stefan Hönemann, der Sprecher der Flughafengesellschaft (FBB) erklärte, derzeit die abschließenden Betonierungsarbeiten am 70 000 Quadratmeter großen Vorfeld des neuen Regierungsterminals - oder korrekt gesagt, der für eine begrenzte Zeitdauer für diesen Zweck errichteten Anlage.
Der Interimsbau ist sehr weit gediehen, und nach einem Provisorium sieht da nichts aus. Die Flutlichtmasten für die Vorfeldbeleuchtung stehen, an den Fahnenmasten klappern die Stahlseile im Wind und auch die Sicherheitsschleuse mit der von massiven Pflanzkübeln eng flankierten Einfahrt hält ungebetene Gäste fern.
Der in nur 18 Monaten erbaute Zweigeschosser ist kein architektonisches Juwel, sondern mit seiner in verschiedenen Grautönen gehaltenen Fassade von schlichter Sachlichkeit. Keine 195 Meter lang ist das Gebäude, knapp 22 Meter breit, und in zehn Meter Höhe, auf dem Dach ist allerlei Technik sichtbar untergebracht.
Bei einer Führung legte Flughafenchef Engelbert Lütke Daldrup Wert darauf, dass die Flughafengesellschaft als Bauherr bei der Projektierung und Ausführung des Gebäudes strikt den Vorgaben des Bundes als Auftraggeber gefolgt sei. »Das Terminalgebäude wurde für rund 30 Millionen Euro gebaut. Der Bund gibt einen Baukostenzuschuss in Höhe von 13 Millionen Euro dazu, weil aus Sicherheitsgründen eine Sonderausstattung erforderlich ist«, sagte er.
Auffällig zurückhaltend ist auch das freundlich-helle Interieur des Hauses. Wohl bis zuletzt noch werden Maler, Handwerker und Elektriker am Werk sein, doch im Wesentlichen konnte der Flughafenchef ein fertiges Objekt präsentieren. Es bietet mit 2300 Quadratmetern Nutzfläche ausreichend Platz für eine Eingangshalle nebst all den an jedem Flughafen üblichen Abfertigungseinrichtungen, zwei große Wartebereiche mit direktem Zugang zum Vorfeld mit den Flugzeugen, einen Pressekonferenzraum mit Dolmetscherkabinen. Die VIP-Bereiche befinden sich in der 1. Etage, wie auch die Büros für Auswärtiges Amt, Verteidigungsministerium und Kanzleramt sowie Schlafräume für die Chauffeure. Während auf dem Vorfeld, auf dem fünf Großraumflugzeuge Platz finden, zwei Jets gleichzeitig abgefertigt werden können, genießen alle Wartenden und die VIP-Reisenden die Aussicht über die nördliche Start- und Landebahn hinweg auf den Nordpier und das Fluggastterminal des BER.
Doch diesen Blick will der Bund den Staatsgästen vorerst noch vorenthalten. Flughafenchef Lütke Daldrup will die Entscheidung des Bundes, das neue Regierungsterminal erst ab Oktober 2020, also mit Inbetriebnahme des BER, zu nutzen, nicht kommentieren. »Um den protokollarischen Betrieb komplett abzuwickeln, ist hier alles vorhanden«, betont er. Noch fehle die Ausstattung, doch das neue Terminal biete weitaus mehr Raum, bessere Anlagen und Technik als das jetzige Regierungsterminal in Tegel-Nord. »Der Bund kann es nutzen, er muss es nicht nutzen.« Für die Flughafengesellschaft bedeutet dies einerseits, dass der Bund auch erst dann Miete zahlt. Doch zugleich verschafft es ihr einen Zeitpuffer bei der Errichtung des endgültigen Regierungsflughafens, der bis 2025 auf dem Gelände des alten Flughafens Schönefeld geplant ist. Denn der Bund mietet den Interimsbau für fünfeinhalb Jahre Mietzeit ab Nutzungsbeginn. Der Interimsbau, der übrigens als Vorbild für künftige Neubauten am BER dient, soll dann der allgemeinen Luftfahrt, also etwa den Geschäftsfliegern, dienen.
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