Konsulat in Istanbul wird durchsucht
Saudischer Journalist weiter verschwunden / Riad bestreitet seine Ermordung
Ankara. Eine Woche nach dem Verschwinden des saudischen Journalisten Jamal Khashoggi in Istanbul hat Riad der Türkei die Durchsuchung seines Konsulats in der Bosporus-Metropole erlaubt. Wie das türkische Außenministerium am Dienstag mitteilte, erklärten sich die saudischen Behörden zur Kooperation bereit und stimmten der Durchsuchung des Gebäudes zu.
Saudi-Arabien steht zunehmend unter Druck, seitdem am Wochenende aus türkischen Regierungskreisen verlautete, dass die Polizei von der Ermordung des prominenten Regierungskritikers Khashoggi im Istanbuler Konsulat ausgehe. Demnach soll am vergangenen Dienstag ein 15-köpfiges Killerteam aus Saudi-Arabien angereist sein, um den 59-jährigen Dissidenten während eines Besuchs im Konsulat zu töten und seine Leiche zu beseitigen. Riad bestreitet die Vorwürfe, ist jedoch bisher den Beweis schuldig geblieben, dass Khashoggi tatsächlich das Konsulat wieder lebend verließ.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte am Montag von Saudi-Arabien, als Beweis Bilder der Überwachungskameras am Eingang vorzulegen. Auch US-Außenminister Mike Pompeo verlangte von Saudi-Arabien eine »gründliche Untersuchung« zum Verschwinden des Journalisten. Zuvor hatte sich US-Präsident Donald Trump besorgt über das Schicksal des 59-Jährigen gezeigt. »Hoffentlich klärt sich das auf.« Es seien »einige schlimme Geschichte im Umlauf«, fügte der Präsident hinzu.
Der saudische Botschafter in den USA, Chalid bin Salman, hat Meldungen über den Tod oder die Verhaftung des Journalisten als »vollkommen falsch« zurückgewiesen. Es handele sich um »makabere Gerüchte«, die frei von jeder Wahrheit seien, erklärte der Diplomat, wie der von Saudi-Arabien finanzierte Kanal »Al-Arabija« am Dienstag meldete. Chalid bin Salman ist der Bruder des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Dieser gilt als eigentlich starker Mann des Königreiches und pflegt enge Beziehungen zu Washington. Khashoggi hat auch immer wieder den Kronprinz kritisiert. Agenturen/nd
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