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Die echten Leistungsträger

Wanderausstellung zu einem Förderprogramm, von dem alleinerziehende Mütter profitieren

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Alleinerziehende Mütter sind die eigentlichen Leistungsträger der Gesellschaft. Sozialstaatssekretär Andreas Büttner - bis zum Jahr 2015 FDP, seitdem LINKE - stellt am Dienstagnachmittag den neoliberalen Spruch von den Topmanagern aus der Wirtschaft als den angeblichen Leistungsträgern in sozialliberaler Weise vom Kopf auf die Füße. Er lobt die alleinerziehenden Mütter ganz allgemein, als er ganz konkret eine neue Wanderausstellung im Foyer des Potsdamer Sozialministeriums eröffnet.

Diese Ausstellung trägt den umständlichen Titel »Integrationsbegleitung für Langzeitarbeitslose und Familienbedarfsgemeinschaften in Brandenburg«. Überhaupt nicht umständlich wird mit insgesamt zehn Aufstellern dargestellt, wie und zu welchem Zweck ein beispielgebendes Förderprogramm wirkt. Allein sieben Aufsteller widmen sich je einem Langzeitarbeitslosen, der durch intensive Betreuung eine Chance bekommt, sich seinen Lebensunterhalt künftig in Würde selbst verdienen zu dürfen.

Da ist zum Beispiel Stefanie Diepold, 33 Jahre alt, alleinerziehende Mutter ihres achtjährigen Sohnes Jesse. Dreieinhalb Jahre lang hatte sie keinen Job. Einen Beruf hatte sie auch nicht, denn eine Ausbildung zur Sozialpflegeassistentin hatte sie nicht bis zu einem erfolgreichen Abschluss gebracht. Von März bis November 2017 kümmerte sich die Eberswalder Einrichtung des Bildungsvereins Buckow e.V. intensiv um Stefanie Diepold und ließ dabei nicht aus den Augen, dass sie Mutter eines kleinen Sohnes ist. Das ist der besondere, ganzheitliche Ansatz des Förderprogramms, den Staatssekretär Büttner hervorhebt. »Es gab keine Massenabfertigung, man hat sich immer Zeit genommen«, lobt Diepold, wie mit ihr bei der Fördermaßnahme umgegangen wurde. Sie durfte ihren Sohn zu den Veranstaltungen und auch zu einem Grillfest mitbringen. Der kleine Jesse hat gesehen, wie sehr sich seine Mutter bemüht, einen Job zu finden. Es ist stolz auf sie.

Stefanie Diepold habe anfangs gar nicht geglaubt, welche Fähigkeiten in ihr stecken, erinnert sich ihre Integrationsbegleiterin Katja Knöfel. Nun denke Diepold viel positiver und gehe offener auf andere Menschen zu. Herausgekommen ist bei den Anstrengungen eine Weiterbildung zur Boten- und Kurierfahrerin im Gesundheitswesen, die Fahrprüfung inklusive. Diese Weiterbildung ist fast abgeschlossen. Das ist auch für den kleinen Jesse eine fantastische Aussicht. »Ich freue mich, wenn Mama den Führerschein hat. Dann können wir endlich auch am Wochenende mehr unternehmen«, sagt er.

So ist der Fall in der Wanderausstellung beschrieben, mit einem Foto, dass Stefanie Diepold mit frohgemutem Gesichtsausdruck zeigt und Katja Knöfel hinter ihr.

Noch bis zum 26. November ist die Ausstellung im Sozialministerium an der Hennig-von-Treskow-Straße 2-13 in Potsdam zu besichtigen, montags bis donnerstags bis 18 Uhr und freitags bis 19 Uhr. Anschließend soll sie auf Wanderschaft gehen und an 20 Stationen in Brandenburg gezeigt werden, unter anderem in Jobcentern und Kreisverwaltungen. Dahinter steht die Absicht, gute Beispiele für die erfolgreiche Betreuung von Langzeitarbeitslosen vorzustellen und das Förderprogramm bekannter zu machen.

Das Programm ist im August 2015 angelaufen und erstreckt sich noch bis in den Juli 2020. Rund 40 Millionen Euro aus EU-Mitteln stehen dafür zur Verfügung. In den ersten zweieinhalb Jahren hatten bereits 3676 Männer und Frauen teilgenommen, darunter 1348 Alleinerziehende. 807 Langzeitarbeitslose konnten mit dieser Unterstützung eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung finden, 49 begannen eine Ausbildung in einem Betrieb und acht machten sich selbstständig. Indirekt profitierten auch 2400 Kinder von dem Programm. 75 500 Langzeitarbeitslose lebten vor zehn Jahren in Brandenburg. So viele sind es nicht mehr, aber doch noch 33 000.

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