Dem Wort auf der Spur

Mit einem vielschichtigen Programm geht Brandenburg ins Fontanejahr 2019 - aber findet auch die Jugend Zugang?

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 3 Min.

Als vor einigen Wochen das Programm Brandenburgs zum Themenjahr »Fontane 200« vorgestellt wurde, bekannte der Präsident der Universität Potsdam, Oliver Günther, freimütig, er habe als junger Mensch keinen Zugang zu Fontane gefunden. Der »märkische Goethe« sei ihm fremd geblieben, doch werde er sich für 2019, das Jahr des 200. Geburtstags den Roman »Der Stechlin« vornehmen.

Dass Fontanes Werk möglicherweise langweilig oder ein wenig altmodisch anmuten könnte, hat Kurt Tucholsky schon zum 100. Todestag Fontanes geschrieben. Vor diesem Hintergrund hat sich der Planungsstab für das Fontanejahr das ehrgeizige Ziel gesetzt, diese These zu widerlegen und Brandenburgs Schülerinnen und Schülern einen Zugang zum bedeutenden Schriftsteller Preußens zu ermöglichen. Unter der Überschrift »Dem Wort auf der Spur« lädt Neuruppin zu einem »Bildungs- und Vermittlungsprogramm« für Schüler ein. Im Mittelpunkt soll dabei der kreative Umgang Fontanes mit Sprache, Wort und Geschichten stehen. Vorgesehen ist, dass die Teilnehmer zwischen 6 und 18 Jahren mithilfe von sprachlichen »Bausteinen« selbstständig Schreibstoff suchen, sammeln und zusammenführen. Vorbild soll dabei Fontanes Arbeitsweise sein. In 67 Notizbüchern sammelte er unermüdlich Stoffe für seine Reportagen, Geschichten, Erzählungen und Romane. Der Präsentationstext dazu: »Er schrieb auf, was er sah, las und hörte. Er arbeitete kreativ mit seinen Sammlungen, schnitt aus, ordnete um, schrieb ab, klebte ein, dekonstruierte und konstruierte, erfand, zerschnitt und spann Fäden.«

Das Programm »Dem Wort auf der Spur« soll vom 29. April bis 20. Dezember 2019 angeboten werden. Neben dem Besuch der zentralen Ausstellung »fontane.200/Autor« in Neuruppin können angemeldete Teilnehmer den Worten Fontanes in einer Stadtrallye durch die historische Innenstadt folgen und Rätsel um dessen Person lösen. Angeboten wird dieses Programm nur Schulen in Brandenburg. Pro Schüler wird ein Eigenanteil von sieben Euro erhoben, darin enthalten sind An- und Rückreise per Charterbus, Arbeitsmaterialien und Führungsgebühr, ein Mittagessen und die erwähnte Stadtrallye.

Vor wenigen Tagen wurde im Landtag die Ausstellung »In Anschauungen bin ich sehr tolerant, aber Kunst ist Kunst« eröffnet. 23 bildende Künstler setzen sich hier mit ihren Werken zu Fontane in Beziehung. Die atemberaubende Fülle der Fontane-Gedenkveranstaltungen 2019 skizzierte bei dieser Gelegenheit die Geschäftsführerin von Kulturland Brandenburg, Brigitte Faber Schmidt. Darunter die »Leitausstellung« in Neuruppin und die große Fachkonferenz »Fontane und die Medien« des »Fontane-Archivs« und der Universität Potsdam.

Diesen großen Aufwand ist der Dichter wert, weil er nach den Worten von Kuratorin Christiane Barz »Brandenburg als historische Kulturlandschaft geschaffen« habe. Seine Reisebilder und Geschichten prägten das Bild der Mark bis heute.

Fontane, der wie Preußens bekanntester Architekt Karl-Friedrich Schinkel in Neuruppin geboren wurde, widmete sich aber auch kleinen Orten. So zum Beispiel Plaue, heute Ortsteil von Brandenburg/Havel. Dort lebte sein Freund Carl Ferdinand Wiesike, und so kann sich der heutige Besucher auf die Spuren dieser Freundschaft begeben und bei einem Spaziergang auf dem »Plauer Fontaneweg« an elf Stationen mehr über den Dichter erfahren.

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