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Künstler will Werke aus Ausstellung abziehen
Clemens Krauss wirft Bauhaus Dessau vor, sich demokratische Grundrechte nehmen zu lassen
Berlin. Aus Protest gegen die Absage des Konzerts von Feine Sahne Fischfilet will der Berliner Künstler Clemens Krauss Werke aus dem Bauhaus Dessau abziehen. In einem Brief an Bauhaus-Chefin Claudia Perren, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, schrieb Krauss: »Eine Musikgruppe auszuladen, weil man Bedenken wegen möglicher Demonstrationen «rechter» Gegner hat, halte ich nicht nur für falsch, sondern für ein Fanal«. Und: »Vereinfacht gesagt lasst Ihr Euch damit von Demokratiefeinden wichtige demokratische Grundrechte nehmen.«
Eine Kulturinstitution dürfe Kunst nicht unterbinden, solange sie nicht nachgewiesenermaßen verfassungsfeindlich sei. »Schon gar nicht in diesen Zeiten. Schon gar nicht die Stiftung Bauhaus.« Er bitte Perren daher, seine Arbeiten aus der Ausstellung anlässlich 100 Jahre Bauhaus zu nehmen. Krauss lebte und arbeitete 2017 zwei Monate lang im Haus Schlemmer in Dessau.
Perren hatte in einem Interview mit »Zeit online« die Konzertabsage an die linke Punkband Feine Sahne Fischfilet verteidigt. Sie betonte darin: »Es war nie mein Anliegen, die Freiheit der Kunst einzuschränken.« Sie habe Rechtsradikalen vor dem Bauhaus keine Plattform bieten wollen und das Bauhausgebäude als Unesco-Weltkulturerbestätte schützen wollen.
Die Band sollte am 6. November in der Sendung ZDF@Bauhaus in Dessau auftreten. Die Stiftung Bauhaus forderte mit Berufung auf ihr Hausrecht das ZDF auf, das Konzert abzusagen. Die Begründung war, dass man kein Austragungsort politischer Agitation und Aggression werden wolle. Die aus Mecklenburg-Vorpommern stammende Punkband engagiert sich seit vielen Jahren gegen Rechtsextremismus.
Feine Sahne Fischfilet hat daraufhin angekündigt, in jedem Fall in Dessau zu spielen. Das Anhaltinische Theater zog seine Absage wieder zurück und entschuldigte sich bei der Band. Das Konzert wird aber nicht wie zuerst angedacht im Rahmen der Bauhaus-Feier stattfinden. »Dem Theater ist bewusst, dass Versuchen, die Kunst zu behindern, jederzeit entgegengetreten werden muss - auch und gerade in der politischen Auseinandersetzung«, teilte die Theaterleitung mit. Außerdem gab es Einladungen zum einen von Kultursenator und Bauhaus-Verbunds-Vorsitzendem Klaus Lederer nach Berlin sowie nach Weimar durch den Bauhaus-Professor Max Welch Guerra. Er warf der Dessauer Bauhausstiftung Geschichtsvergessenheit vor. Das damals unter dem Namen »Staatliches Bauhaus« agierende Schule musste unter dem Druck der Nationalsozialisten 1933 schließen. Ihr Ansatz war den Nazis zu modern und international ausgerichtet, führende Bauhausvertreter wurden als »entartet« verfehmt. dpa/nd
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