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Deutschland liegt bei Bildungsgerechtigkeit weit hinten
Grüne: Ende des Kooperationsverbotes würde bessere Bildung ermöglichen
Berlin. Deutschland liegt in einer Rangliste zur Bildungsgerechtigkeit für Kinder in Industrieländern nur im unteren Mittelfeld. Von 41 untersuchten Staaten belegt Deutschland Rang 23, wie aus einer Untersuchung des Kinderhilfswerks UNICEF hervorgeht, die am Dienstag in Köln vorgestellt wurde. Lettland steht an der Spitze des Rankings, Bulgarien und Malta sind die Schlusslichter. Die Grünen mahnten mehr Engagement in der Bildungspolitik an. Man müsse entschiedener dagegen vorgehen, dass in Deutschland Bildungserfolg noch immer stark von der Herkunft der Kinder abhänge.
Die Studie »Ein unfairer Start ins Leben« wurde erarbeitet vom UNICEF-Forschungszentrums Innocenti. Ausgewertet wurden Daten der EU und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Verglichen wurden die frühkindliche Förderung sowie die Angebote in der Grundschule und in der Sekundarstufe. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, in welchem Maße Faktoren wie der Berufsstand der Eltern, der Migrationshintergrund, das Geschlecht sowie die unterschiedlichen Schulformen Ungleichheiten hervorrufen oder beeinflussen.
Der familiäre Hintergrund erwies sich in allen untersuchten Ländern als entscheidender Faktor für den Bildungserfolg des Nachwuchses, wie es hieß. In 16 Staaten gehen zum Beispiel Kinder aus den ärmsten Familien seltener in Kindertageseinrichtungen als Kinder aus den wohlhabendsten Familien. In Deutschland beispielsweise kann sich bei gleichem Leistungsniveau jeder vierte Jugendliche aus einer bildungsnahen Familie vorstellen, eine weiterführende Schule zu besuchen, verglichen mit knapp jedem siebten Jugendlichen aus einem bildungsferneren Elternhaus.
In 21 von 25 Ländern mit hohen Migrationsraten erzielen 15-jährige Schüler der ersten Zuwanderergeneration laut Studie klar schwächere Leistungen in der Schule als Gleichaltrige ohne Migrationshintergrund. In 15 Ländern bestehen diese Leistungsunterschiede auch zwischen zugewanderten Kindern der zweiten Generation und Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund fort. In Australien und Kanada schneiden zugewanderte Kinder der zweiten Generation hingegen besser ab als Kinder ohne Migrationshintergrund.
Die Experten nennen Grundprinzipien für mehr Bildungsgerechtigkeit, an denen sich die Politik orientieren sollte. Dazu gehört etwa, frühkindliche Förderung für jedes Kind zu gewährleisten. Denn diese Angebote »können die sozialen und ökonomischen Ungleichheiten verringern, die die Chancengleichheit von benachteiligten Kindern oftmals langfristig einschränken«.
Zudem müsse ein Mindestmaß an Kernkompetenzen für alle Mädchen und Jungen sichergestellt werden. Diese grundlegenden Fähigkeiten würden benötigt, um erfolgreich an der Gesellschaft teilhaben zu können. »Das ist eine Grundvoraussetzung für ein gerechtes Bildungssystem«, betonen die Fachleute. Zudem empfehlen die Autoren der Studie, die soziale und ökonomische Ungleichheiten weiter zu reduzieren. Das könne geschehen, indem eine Kombination von finanzieller Unterstützung und öffentlichen Dienstleistungen genutzt werde.
»Die Erkenntnis ist leider nicht neu und wird von jeder Studie aufs Neue bestätigt: Der Bildungserfolg ist in Deutschland viel zu stark an die Herkunft gekoppelt«, sagte Margit Stumpp, Sprecherin der Grünen für Bildungspolitik: »Wir müssen endlich entschieden dagegen vorgehen. Ein forcierter Ganztagsausbau sorgt für längeres gemeinsames Lernen. Multiprofessionelle Teams entlasten Lehrkräfte, fördern individuell und erhöhen die Unterrichtsqualität.«
Zudem müsse das Kooperationsverbot zwischen Bund und Kommunen fallen. Vielmehr brauche es klare und langfristige Vereinbarungen zwischen Bund, Ländern und Kommunen, um gemeinsam für wirkliche Chancengerechtigkeit zu sorgen. »Das Zuständigkeitsgerangel auf Kosten der Lehrkräfte, Eltern und Schülerinnen und Schüler muss ein Ende haben.« epd/nd
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