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Die Nächste, bitte!
Velten Schäfer über den jüngeren Boom der Revolutionen
Es ist mal wieder Eisenbahn, von der Revolution zu sprechen. Denn diese prägt, wie eine kursorische Nachrichtenschau jederzeit ergibt, unser Leben in zunehmendem Maße. Da dräut zum Beispiel laut FAZ nun allerorten die »grüne Revolution« - keine Panik, nicht die aus Teheran, sondern bloß die aus Wiesbaden. Da lauert die »Kamera-Revolution« zugleich beim Handyhersteller Samsung (CHIP.de) und bei Google Nightsight (areamobile.de). Da schickt dieser Tage die »Preis-Revolution im Playstore« (CHIP.de) ihre kühne Avantgarde und hat die »Revolution gegen Plastik in Supermärkten« die »Bochumer Stadt- und Studierendenzeitung« erfasst. Womit die »Haar-Revolution« beim offenbar ewigen Kinderzimmerstar Justin Bieber noch ebenso wenig gewürdigt wäre - laut Vip.de gehört bei diesem nunmehr »endlich« die »lange Mähne« der Vergangenheit an! - wie die »Jury-Revolution« in der Kosmetik-Dauerwerbesendung des Mannequins Heidi Klum, die demnächst laut den Qualitätsmedien der Funke-Gruppe über die mutmaßlich unschuldigen Opfer des betreffenden Kanals hereinbrechen könnte.
Doch als Fachblatt für etwas traditionellere Neuigkeitsformate überlassen wir an dieser Stelle die »Revolution anderer Art«, die sich laut einschlägigen Nachrichtenanbietern unlängst im Rahmen einer katholischen Jugendsynode im Vatikan ereignet hat, ebenso gerne Kundigeren wie die »digitale Revolution in der Immobilienbranche« (Wallstreet Online) und die jüngsten Nachrichten von der mittlerweile dann doch etwas anrüchigen »Revolution« beim Dieselaggregat (Auto Motor Sport) - oder von der in Syrien (Tagesspiegel).
Was uns dieser Tage umtreibt, ist die »Revolution, die gar nicht hätte sein müssen« (Deutschlandfunk), also die »unvollendete« (junge Welt, Zeit online), die »höfliche« (Braunschweiger Zeitung) und »paradoxe« (Bundeszentrale für politische Bildung), die »gutmütige« (Sebastian Haffner) und doch »nachhaltige« (Deutschlandfunk), kurz »unsere Revolution« (Welt) - nämlich die von 1918. Oder war 1919 wichtiger? War der Sturz der Regierung entscheidend, waren es spontane Aufstände oder die Verabschiedung der Verfassung? Was vor 100 Jahren geschah und was man wann daraus für Lehren zog, wo die Revolution damals wirkte und bis heute Folgen hat, wo sie versandete und wie sie abgebrochen, unterdrückt wurde: Hierüber steht einiges auf den folgenden Seiten - einführend statt abschließend, mehr fragend als urteilend. Aber immer voll Hoffnung auf die nächste Revolution.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
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