Stokowski reicht’s

Autorin sagt eine Lesung in einem Münchner Buchladen ab, in dem auch Werke von rechten Verlagen ausliegen

  • Samuela Nickel
  • Lesedauer: 3 Min.

»Ich sehe nicht, wie man als Buchhändler einerseits gegen Rechts sein will und dann gleichzeitig den Erfolg der Rechten in diesem Land unterstützt, indem man ihre Schriften aktiv anbietet und durch Verkäufe fördert.« Mit diesen Worten sagte die Autorin Margarete Stokowski eine für Ende November anberaumte Lesung aus ihrem neuen Buch »Die letzten Tage des Patriarchats« in dem Münchener Buchladen Lehmkuhl ab. Der Grund: In der Buchhandlung liegen auch Bücher der Neuen Rechten aus.

Die Debatte darüber, wie man mit den Schriften der Rechten umgehen soll, zieht sich mittlerweile durch die deutschsprachige Literaturlandschaft. Nicht nur auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt sind rechte Bücher, Autor*innen und Verlage präsent, sondern auch in den Regalen so mancher Buchhandlungen. Manche Läden positionieren sich explizit und legen die Veröffentlichungen nicht aus oder verwenden die Einnahmen aus den Kundenbestellungen der rechten Bücher für Aktivitäten gegen rechts. Michael Lemling, der die Buchhandlung Lehmkuhl führt, einen seiner Einschätzung nach »linksliberalen Veranstaltungsort«, entschied sich für einen anderen Weg: »Wer sich gegen Rechts engagiert, sollte wissen, was Rechte denken und lesen, wie sie argumentieren«, rechtfertigt Lemling in einer Stellungnahme das Auslegen der rechten Schriften in seinem Laden. Gemeint sind mit diesen Schriften die Publikationen aus dem Antaios-Verlag von Götz Kubitschek, der eine Art intellektuelles Bindeglied zwischen AfD und den militanten Rechtsextremen ist.

Nur scheint Lemling etwas entgangen zu sein: Wer sich schon einmal durch die Schriften des Verlags gewühlt hat, wird leicht feststellen, wes Geistes diese Publikationen sind. Man muss nicht jedes Buch aus dem Antaios-Verlag gelesen haben, um zu verstehen, dass diese Publikationen reich an Hass und Verschwörung sind. »Aufklärung im O-Ton« will Lemling bieten mit dem Verkauf dieser Bücher. Das ist aber aus aufklärungstechnischen Gründen nahezu sinnlos - der Informationsgehalt dieser Bücher ist gleich null. Mit Rechten zu reden oder sie zu lesen, hält sie außerdem auch nicht davon ab, Menschen anzugreifen, denen sie das Existenzrecht absprechen. Die Rede der Rechten ist keine Argumentation, sondern ein Akt der Gewalt!

Stokowski, die für ihre feministischen Positionen offen angefeindet wird, erklärt ihrerseits in einer bei Rowohlt veröffentlichten Stellungnahme: »Warum ich ein Problem damit habe, in einer Buchhandlung zu lesen, die Bücher von Rechten und Rechtsextremen im Regal stehen hat, also aktiv zum Verkauf anbietet, hat hauptsächlich zwei Gründe: erstens die Normalisierung rechten Denkens und zweitens finanzielle Gewinne für diese Autor*innen und Verlage.« Für sie gehöre es zentral zum Engagement gegen rechts, dass die menschenfeindliche Aussagen der extrem Rechten nicht als Teil eines vielfältigen Spektrums innerhalb einer Demokratie dargestellt werden.

In einem Interview mit »Deutschlandfunk Kultur« betonte sie, dass sie kein Bücherverbot oder ein Boykott von Lehmkuhl fordere. Buchhändler könnten selbst darüber entscheiden, welche Publikationen sie ihren Kund*innen anbieten, sagte Stokowski. »Aber genauso müssen auch Autorinnen und Autoren entscheiden, wo sie gerne lesen wollen und wo nicht.«

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