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Eine Zehntklässlerin als Überfliegerin
Jenny Nowak aus Klingenthal ist 16 und hat gute Aussichten, 2021 erste Weltmeisterin in einer bisher Männern vorbehaltenen Ski-Disziplin zu werden: Nordische Kombination
Ab und an ist Jenny Nowak die Aufregung, die neuerdings um sie gemacht wird, nicht ganz geheuer – wie im Januar in Kandersteg (Schweiz): Dort im Berner Oberland trugen die Nordischen Skisportler die Weltmeisterschaften der Juniorinnen und Junioren aus. Am Rande erlebte dabei als Demonstrationswettbewerb eine Disziplin ihre Premiere, die es noch nie bei einer WM gegeben hatte – die Nordische Kombination der Frauen. Die noch 15-jährige Jenny Nowak aus Klingenthal ging dabei ebenso unbekümmert in die Loipe wie sie vorher von der Schanze auf 71,5 Meter gesegelt war. Mit 47 Sekunden Vorsprung vor der Zweiten schaffte sie es aufs oberste Treppchen. Auf den Fotos von der Siegerehrung sieht man sie jubeln wie eine ganz Große: »Ein bisschen schade bloß, dass es keine Medaillen gab«, sagt die mittlerweile 16-jährige Überfliegerin rückblickend. »Aber es war eben nur ein Demonstrationswettbewerb.«
Schon in diesem Winter allerdings soll die Zehntklässlerin eine wichtige Rolle spielen, wenn erstmals bei Welttitelkämpfen Kombinationsmedaillen an Athletinnen vergeben werden: Bei der Junioren-WM (JWM) in Lahti (Finnland) will Jenny Nowak mindestens eine Medaille schaffen, gerne auch die goldene: »Die JWM ist in dieser Saison der Höhepunkt.«
Ihr Kombinationstrainer Uwe Schuricht vom Bundesstützpunkt Klingenthal ist optimistisch, was die Aussichten seiner Vorzeigeathletin angeht: »Jenny ist wirklich ehrgeizig und kann vor allem im Wettkampf ihre besten Leistungen abrufen« sagt der erfahrene Trainer, der sich bereits seit Anfang der 1980er Jahre um die Ausbildung der Kombinierer im Vogtland kümmert. »Sie ist sehr trainingsfleißig und wird großartig unterstützt von ihren Eltern, die in Cunewalde in der Oberlausitz leben. Zudem ist Jenny sehr talentiert in beiden Disziplinen: im Laufen und im Springen.«
Die 16-Jährige ist auf der Schanze sogar so gut, dass sie auch bei den Spezialspringerinnen zur JWM geschickt wird. In Klingenthal hat sie deswegen zusätzlich auch einen Sprungtrainer: Henry Glaß, 65, Gesamtzweiter der Vierschanzentournee 1971/72, einer der größten vogtländischen Skisprunghelden aller Zeiten. Auch er ist voll des Lobes: »Schon als Jenny 2011 zu uns kam, hatte sie tolle athletische Werte«, sagt Glaß. »Auf der einen Seite Sprungkraft, auf der anderen Seite Ausdauer, bei ihr passt alles zusammen – gerade für die Kombination.«
An der Schanze überzeuge seine Athletin vor allem, wenn es drauf ankommt, sagt Glaß: »Im Wettkampf gibt Jenny alles und steigert sich noch währenddessen. Nur im Training könnte sie manchmal das Risiko noch etwas mehr ausspringen, wie wir im Skispringen sagen.«
Bei ihrem bisher weitesten Sprung segelte Jenny Nowak in Rena (Norwegen) auf 105 Meter. Hat sie eigentlich manchmal Angst? »Nein, nein«, lacht sie. »Wenn man das von klein auf macht, ist man daran gewöhnt. Und es ist toll, wenn man auf den größeren Schanzen mal richtig ins Fliegen kommt.« Sie selbst habe schon als Sechsjährige in Sohland angefangen: »Schanze und Loipe wurden da von Beginn an gleichrangig trainiert. Mir macht beides Spaß.« Heute stehen Nowak deswegen noch beide Karriereoptionen offen: Springerin oder Kombiniererin. Endgültig festlegen will sich die Teenagerin lieber noch nicht. »Bis jetzt musste ich das zum Glück noch nicht entscheiden«, sagt sie, »aber irgendwann wird es sicherlich zu viel werden mit all den Wettkämpfen. Solange es aber klappt, mache ich beides.«
In diesem Winter will sie neben den angepeilten Medaillen bei der JWM in Lahti auch im Continentalcup den Erfolg von 2018 wiederholen. Bei der höchsten internationalen Wettkampfserie war sie Gesamtdritte geworden. Ihr Fernziel ist die Heim-WM 2021 in Oberstdorf, dann wird die Kombination der Frauen erstmals auch bei den »großen« Weltmeisterschaften ausgetragen. »In Oberstdorf zu starten ist mein Traum, wie natürlich irgendwann auch bei Olympia dabei zu sein«, sagt Jenny Nowak. Nun, zumindest 2022 in Peking wird die Kombination der Frauen noch nicht olympisch sein, 2026 indes rechnen alle mit der Premiere. Jenny Nowak wäre dann 24 und vermutlich im perfekten Alter für Kombiniererinnen.
Der Weg zu Olympia 2026 ist noch weit, doch Nowak ist unterwegs – auch mit überzeugenden Leistungen in der Schule. Die Zehntklässlerin ist eine richtig gute Schülerin, 2017 wurde sie am Sportgymnasium Klingenthal als die »Eliteschülerin des Jahres« ausgezeichnet – ein Titel, den bekommt, wer sowohl im Sport als auch im Unterricht geglänzt hat. Sehr praktisch findet sie, dass ihr zweitliebstes Fach nach Sport der Englischunterricht ist: »So klappten auch die ersten Interviews schon ganz gut.«
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