• Berlin
  • Emanzipation im Kittel

Antisexistische Aktionswoche an der Charité

Medizinerinnen tauschen sich über ihre Sexismus-Erfahrungen im Alltag und in der Klinik aus

  • Marie Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Sexismus betrifft alle gesellschaftlichen Bereiche, auch die Medizin ist davor nicht gefeit - im Gegenteil: »Die Medizin ist da noch sehr konservativ«, meint Lisa Wernicke von den Medical Students For Choice Berlin (MSFC). »Ich glaube, jede von uns Medizinerinnen hat im klinischen Kontext schon sexistische Äußerungen erlebt.« Weiblichen Medizinern werde meist weniger zugetraut als männlichen, etwa wenn Patient*innen Frauen automatisch als Krankenschwestern wahrnehmen.

Zeit darüber zu reden finden sie und ihre Kolleg*innen und haben an der Charité die Antisexistische Aktionswoche »Diagnose Sexismus« ins Leben gerufen. Vom 3. bis zum 8. Dezember laden die MSFC und die Kritischen Medizinner*innen dazu ein, über Sexismus-Erfahrungen im Alltag und in der Klinik zu sprechen.

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»Wir haben uns zusammengetan und überlegt, was man dagegen machen kann. Wir haben dann eine Plattform entwickelt, wo das medizinische Personal, also Schwestern, Ärztinnen, Studentinnen und so weiter, ihre Erfahrungen teilen können«, erzählt Wernecke. Die Resonanz sei so groß gewesen, dass man auf die Idee mit der Aktionswoche kam, um sich darüber auszutauschen. Über 200 Kommentare seien bei der Seximus-Plattform eingegangen, die meisten von der Charité. »Meistens geht es darum, dass die Kompetenz von weiblichem Personal infrage gestellt wird. So was wie: ›Das kann man ja nicht wissen, dass du kompetent bist, bei deinen Rehäuglein!‹«

Durch die Aktionswoche wollen die Mediziner*innen Raum für eine Debatte über strukturellen Sexismus im Klinikalltag schaffen. Zu Beginn soll die Sexismus-Plattform vorgestellt und in offener Runde über die Gründe und Arten von Sexismus geredet werden. Unterstützt wird die Debatte durch die Frauenbeauftragte der Charité, die ihre Studie zu Alltagssexismus in der Klinik vorstellt.

Als weiteren Programmpunkt haben die Mediziner*innen Laura Merrit eingeladen, Repräsentantin des feministischen und sexpositivistischen Netzwerkes »Freudenfluss« und Inhaberin des Sex-Shops »Sexclusivitäten«. Sie wird »über jene Aspekte der Sexualität reden, die die Lehre nicht lehrt«, heißt es dazu im Programm. Auch die Autorin, Filmemacherin und Aktivistin Sarah Diehl ist zu Gast und wird ihr Buch »Die Uhr, die nicht tickt. Kinderlos glücklich« vorstellen.

Sexistische Vorfälle würden oft als »Witz« oder »Anekdote« getarnt, seien aber Ausdruck der strukturellen sexistischen Diskriminierung in Krankenhäusern und der Umgebung der medizinischen Fakultät, so die Aktivist*innen. Gerade deren Alltäglichkeit mache es oft schwer, sich zu widersetzen. Zum Abschluss der Aktionswoche wird es daher noch einen Workshop vom Verein S.I.G.N.A.L. geben, der mittels Rollenspielen praktische Möglichkeiten im Umgang mit Sexismus aufzeigt.

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