Erste Hilfe durch Schüler

SPD und LINKE wollen die Wiederbelebung bei Herzstillstand zum Schulstoff machen

  • Andreas Fritsche
  • Lesedauer: 3 Min.

Bei plötzlichem Herzstillstand zählt jeder Sekunde. Die einzige Hoffnung ist eine blitzschnelle Wiederbelebung. Mit jeder Minute, die verstreicht, sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit um zehn Prozent. Bereits nach fünf Minuten besteht kaum noch eine Chance. So fix sind Ärzte und Sanitäter jedoch selten zur Stelle. Es kommt also alles auf die Ersthelfer an. Sie müssen sofort mit der Herzdruckmassage beginnen, wenn sie einen Zusammenbruch beobachten. Doch in Deutschland wählen zwei Drittel der medizinischen Laien im Ernstfall einfach nur den Notruf und warten ab, bis der Rettungswagen eintrifft. Der Grund dafür sind nicht fehlende Hilfsbereitschaft, sondern mangelnde Kenntnisse und die panische Angst, etwas falsch zu machen.

Damit sich die Ersthelferquote verbessert, wollen SPD und LINKE in Brandenburg beim Biologieunterricht ansetzen. Hier oder auch in anderen Fächern soll vermittelt werden, was bei einem Herzstillstand zu tun ist. Das Land Brandenburg hat bereits damit begonnen, Wiederbelebungstrainings an den Schulen einzuführen. So gibt es das gemeinsam mit der Unfallkasse organisierte Projekt »Jeder kann ein Held sein«, und es werden außerdem Jungen und Mädchen zu Schulsanitätern ausgebildet.

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Nun soll sich der Landtag dafür aussprechen, dass Kindern und Jugendlichen die »erforderlichen Kenntnisse und Fertigkeiten« für eine Reanimation vermittelt werden. Ab der 7. Klasse sollen Unterrichtsstunden dafür genutzt werden. Bei künftigen Anpassungen der Rahmenlehrpläne solle dies berücksichtigt werden, heißt es in einem gemeinsamen Antrag von SPD- und Linksfraktion. Zusätzlich sollen Erste-Hilfe-Kurse angeboten werden.

SPD-Fraktionschef Mike Bischoff erhofft sich davon, dass dann künftig die Schüler beispielsweise ihren Eltern oder ihren Großeltern das Leben retten können und dass allgemein mehr Menschen in der Lage sind, im Notfall schnell und richtig zu handeln.

Als die Abgeordnete Kathrin Dannenberg den Antrag in der Linksfraktion vorstellte, fragte sie auch in die Runde, wann die Kollegen denn ihren letzten Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben. Bei den meisten ist das lange her. Denn wie allgemein üblich war das in der Regel im Zusammenhang mit der Führerscheinprüfung, liegt also oft schon Jahrzehnte zurück. Na wenn es so sei, dann solle man vielleicht einmal überlegen, gemeinsam einen Termin zu machen, regte Dannenberg an. Sie selbst in Lehrerin - und Pädagogen müssen im Dienst ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse alle zwei Jahre auffrischen.

Der Antrag steht auf der Tagesordnung der Landtagssitzung in der kommenden Woche. Im Hinterkopf ist dabei der Fall des SPD-Fraktionsvorsitzenden Klaus Ness. Der war eines Abends im Dezember 2015 bei einem Empfang im Parlamentsgebäude zusammengebrochen. Weil die Abgeordneten Ursula Nonnemacher (Grüne) und Michael Schierack (CDU) zur Stelle waren - beide sind von Beruf Arzt - konnte Ness noch wiederbelebt werden. Er starb dann aber doch noch in der Nacht im Alter von 53 Jahren. Bei der Debatte über den Antrag habe er daran denken müssen, erzählte Amtsnachfolger Mike Bischoff jetzt.

Ursula Nonnemacher kann dem Vorstoß der Koalitionsfraktionen einiges abgewinnen. Sie finde es richtig, wenn Erste Hilfe geschult wird, sagte sie. Auch CDU-Fraktionschef Ingo Senftleben zeigte sich offen für den Vorschlag.

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