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Gladbach trumpft auf
Die Borussia siegt auch gegen Stuttgart und bleibt dank eines ausgeglichenen Kaders im Titelrennen vorn dabei
Wenn Dieter Hecking gut gelaunt ist, erinnert seine sonore Stimme immer besonders stark an einen zufrieden schnurrenden Kater. Und Gladbachs Trainer war erkennbar heiter gestimmt nach dem 3:0 gegen Stuttgart, mit dem seine Mannschaft ihre hundertprozentige Heimsiegquote dieser Saison fortsetzte. Also lobte sich Hecking ein wenig selbst, weil er das Geduldspiel gegen den VfB genau so prophezeit hatte. Er kritisierte Angreifer Alassane Pléa freundlich als »ein bisschen zu gierig« - weil er, aus seiner Abseitsposition eingreifend, Verteidiger Michael Lang Mitte der ersten Halbzeit einen Treffer geklaut hatte. In erster Linie aber galt: »Unser Torverhältnis ist gut. Der Punktestand ist gut. Die Tabelle ist gut. Schönen Sonntag.«
Nach Lage der Dinge steigt Ende nächster Woche in Dortmund der ultimative Ligagipfel - mit dem Duell des designierten Herbstmeisters aus Westfalen gegen den aktuellen Zweiten vom Niederrhein. Drei Tage vor Heiligabend sind dann zwei stürmische Borussias unter sich. Die strahlenden Gesichter im Gladbacher Dauerregen am Sonntagabend hatten viel damit zu tun, dass Heckings Ensemble sich in einem zentralen Punkt immer mehr mit den Dortmundern messen kann: beim wohlwollenden Blick auf die eigene Ersatzbank.
Die vielen goldenen Einwechslungen von Dortmunds Trainer Lucien Favre, früher viereinhalb Jahre in Gladbach tätig, sind im Herbst 2018 ein Dauerbrenner. Aber auch Mönchengladbach hat hier inzwischen einiges vorzuweisen. So war das bahnbrechende erste Tor gegen die über 70 Minuten stabile Stuttgarter Defensive eine Co-Produktion von Florian Neuhaus und Raffael, beide acht Minuten zuvor in die Partie gekommen. Die gefühlvolle Flanke des 21-jährigen Neuhaus verwertete Routinier Raffael per Kopf. Vor dem finalen Eigentor des französischen Weltmeisters Benjamin Pavard schlenzte Neuhaus den Ball auch noch zum 2:0 ins Netz. Grund genug für den verantwortlichen Übungsleiter, seine komfortablen Arbeitsbedingungen zu preisen.
»Alle drei Einwechselspieler waren bei uns sofort im Spiel. Das ist eine Qualität, die wir in der Rückrunde der letzten Saison nicht in dem Maße hatten«, betonte Hecking, der eine Viertelstunde vor Schluss noch Offensivkraft Fabian Johnson ins Rennen warf. Später sprach der Borussen-Coach im selben Zusammenhang von einem »Trumpf«, den er in dieser Runde immer wieder ausspielen könne. Woraus er konsequent schlussfolgerte: »Bei uns sollten sich alle als Spieler der ersten 18 fühlen. Das ist unser großes Plus: In dieser Saison können wir aus dem Vollen schöpfen.«
So weit die Theorie, die Praxis erläuterte Lars Stindl. Der VfL-Kapitän lobte das hohe Konzentrationslevel des Teams, dessen Reife, Ruhe und Vertrauen ins eigene Tun. »Wir stellen den Gegner vor so viele Aufgaben, dass er irgendwann einen Fehler macht. Und wir haben uns von nichts, was die Stuttgarter unternommen haben, anstecken lassen«, nannte Stindl zwei strategische Grundsätze der Gladbacher, um die es nach Ansicht des 30-Jährigen derzeit bestens bestellt ist: »Wir haben einfach viel Qualität, und die bringen wir im Moment auch auf den Platz.«
Angenehmer Zusatzaspekt: Saisonübergreifend haben die Fohlen zehn Heimspiele in Serie gewonnen. »Der Respekt vor dem Borussia-Park ist wieder da.« Und den wolle man auch so schnell nicht wieder verspielen, teilte Dieter Hecking der Konkurrenz im Land mit. Als vorausschauender Mensch hat der gebürtige Münsterländer zudem längst im Blick, dass im zweiten Saisonabschnitt mit Ausnahme von Frankfurt alle Klubs, die aktuell in der oberen Tabellenhälfte stehen, in Mönchengladbach vorspielen. »Ich bin sehr froh über diesen Spielplan«, erwähnte Hecking listig: »Das werden spannende Aufgaben.« Das passende Werkzeug, um die herausfordernden Jobs anzugehen, liegt am westlichen Außenposten der Liga jedenfalls schon parat.
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