- Politik
- nd-Solidaritätsaktion
Vorreiter beim Klimaschutz in Simbabwe
Die Organisation TSURO verschreibt sich dem gemeinschaftlich organisierten Ressourcenschutz
Seit der Jahrtausendwende schlägt der Klimawandel in Simbabwe erbarmungslos zu. In den vergangenen zehn Jahren haben die Menschen hier mehr Dürren erlebt als die Generationen vor ihnen in einem ganzen Leben. Die trockenen Gebiete des Chimanimani-Distrikts im Osten Simbabwes sind besonders betroffen. Die Ernte fiel dort in den letzten Jahren oft fast vollständig aus, das Vieh verendete. Ob im Ackerbau oder in der Tierhaltung, möglichst jeder Tropfen muss hier nutzbar gemacht werden. Das ermöglicht die Kleinbauernorganisation TSURO, die sich dem gemeinschaftlich organisierten Schutz der natürlichen Ressourcen Boden, Wasser, Wald und Grasland verschrieben hat. Die Selbsthilfeorganisation hat über 10 000 Mitglieder im Chimanimani-Distrikt und ist basisdemokratisch organisiert. Durch ihre Unparteilichkeit wird TSURO nicht zum Spielball in politischen Auseinandersetzungen und kann glaubwürdig die Interessen der Menschen vertreten.
Vor drei Jahren gelang es TSURO, alle wichtigen Interessenvertreter*innen des Distrikts an einen Tisch zu bringen. Sie bildeten ein Komitee, um Antworten auf den Klimawandel und den schlechten Zustand der lokalen Wasserressourcen zu finden. Die Basis dazu bildete eine 2015 durchgeführte wissenschaftlich begleitete Studie. An den regelmäßigen Treffen beteiligen sich Vertreter*innen ländlicher Kommunen und zivilgesellschaftlicher Organisationen, traditionelle Führer und MitarbeiterInnen von Regierungsbehörden und der privaten Forstwirtschaft. Zum einen lernten sie, was der Klimawandel und unangepasste Landnutzung für ihre Wassereinzugsgebiete bedeuten. Zum anderen schufen sie die rechtlichen Voraussetzungen für konkrete Umweltschutz- und Wiederherstellungsmaßnahmen.
Als Ergebnis der Arbeit des Komitees verabschiedete die Distriktregierung von Chimanimani 2017 die erste simbabwische Distriktrichtlinie zu Klimawandel und Management von Wassereinzugsgebieten. Diese Richtlinie wurde im gleichen Jahr in eine konkrete politische Strategie zur Umsetzung übertragen. Darin wird verbindlich festgelegt, wie das Land in Wassereinzugsgebieten nachhaltig genutzt werden soll. Unter anderem haben die Behörden Schutzgebiete ausgewiesen.
Unterstützt wird die Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Strategie durch zahlreiche bei TSURO organisierte Dorfgruppen und traditionelle Führer. So wurde im Einflussbereich des Chiefs Chikukwa eine wegweisende lokale Umweltschutzverordnung entwickelt. Sie untersagt zum Beispiel den Ackerbau in Ufernähe, die traditionelle Brandrodung zur Gewinnung von Weide- und Ackerflächen oder verpflichtet zur gemeinsamen nachhaltigen Beweidung von Gemeindegebiet. Bei Verstößen sind auch Sanktionen möglich.
In den wichtigsten Wassereinzugsgebieten haben Dorfgruppen mit konkreten Schutzmaßnahmen begonnen. Zum Beispiel werden nicht-heimische, stark Wasser ziehende Bäume wie Eukalyptus gefällt. Anschließend wird mit einheimischen Baumarten wieder aufgeforstet. Durch das Anliegen von Terrassen werden Erosionsrinnen wiederhergestellt. Die Arbeit entfaltet inzwischen auch über Distriktgrenzen hinaus Wirkung. Chimanimani ist für die kommenden Jahre einer von drei Pilotdistrikten in Simbabwe für die Umsetzung der »Nationalen Strategie zur Klimawandelanpassung«. Bei erfolgreicher Projektumsetzung sind folglich wegweisende Impulse für partizipative »Governance«-Ansätze in dem Bereich auf nationaler Ebene möglich. Für die weitere Zusammenarbeit des Weltfriedensdienstes mit TSURO wird das Jahr 2019 entscheidend. Ein neues Projekt soll auf die Erfolge aufbauen.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.