Problem gelöst: Unternehmer »flieht« vor »exzessivem Feminismus«

Start-Up-Gründer Sebastian Diemer ist von Genderrollen in Berlin überfordert

  • Lou Zucker
  • Lesedauer: 2 Min.

Fluchtgründe gibt es viele: Armut, Krieg, Verfolgung. Das Berliner Boulevardbatt »B.Z.« hat sich am Donnerstag endlich einer Fluchtursache gewidmet, von der bisher noch wenig die Rede war: Feminismus. Vor allem männliche, weiße Unternehmer sollen davon betroffen sein.

Sebastian Diemer (32) ist einer von ihnen. Der erfolgreiche Start-Up-Gründer, dem vorgeworfen wird, seine Ideen zu klauen, und der es schafft, das Wort »Penthouse« zwei Mal in einem Facebookpost-Absatz unterzubringen, »flieht aus Berlin«, titelt die »B.Z.«. Ein Grund: »Exzessiver Feminismus«.

Er freue sich auf die »konservativen Rollenbilder« in seiner neuen Wahlheimat Frankfurt am Main, auf »Männer, die sich verhalten und aussehen wie Männer« und »dasselbe für die Ladies«. Auch für die »Berliner Morgenpost« war Diemers kurzer Facebook-Abschiedsbrief an Berlin Grund genug zu berichten.

Wir als »neues deutschland« fühlen uns veranlasst zu berichten, weil ein altes Problem der feministischen Bewegung endlich gelöst scheint. Seit Jahrzehnten diskutieren Feminist*innen über die Frage: Was machen wir denn mit den Männern? Pimmel abschneiden? Auf einsamen Inseln aussetzen? Diese Fragen lösen sich jetzt offenbar von ganz allein: Zumindest Berlin verlassen die unangenehmeren Exemplare inzwischen freiwillig! Sorry, Frankfurt.

»Drogen und Party« nennt Diemer als weitere Gründe für seinen Umzug. Außerdem hoffe er in Frankfurt auf »Leute mit normalen Jobs und normalen Beziehungen, die einigermaßen normal aussehen«. In diesem Umfeld wünschen wir dem Jungunternehmer für sein Cannabis-Startup weiterhin alles Gute. Auf Twitter begrüßten Feminist*innen Diemer bereits recht herzlich in seiner neuen Heimat. »Hi, Na Basti, wie gehts?« schreibt die Frankfurterin Ash Kay auf Twitter - inklusive Zwinkersmiley. Kay bezeichnet sich als Queerfeministin - offenbar bleibt dem Jungunternehmer auch in Frankfurt der Feminismus nicht erspart.

Dazu passende Podcast-Folgen:

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -