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Des einen Müll, des anderen Heim
Das Roma-Obdachlosencamp an der Rummelsburger Bucht wurde entfernt
Das Camp der deutschen Obdachlosen an der Rummelsburger Bucht ist noch da. Der Wind pfeift eisig über die Brache und Schneeflocken fallen auf die rund zwei Dutzend Zelte, die sich an den wenigen verbliebenen Büschen und Bäumen aneinanderreihen. Es ist ruhig, von den Obdachlosen ist an diesem Mittwochmorgen noch keiner wach, vereinzelt ist jedoch ein Husten zu hören.
Ein Mitarbeiter einer Baufirma fährt mit einem Bagger durch eine der wenigen Zaunöffnungen, auf seiner Schaufel stapeln sich Äste und Baumabschnitte. Von einer Räumung des Obdachlosencamps weiß er nichts: »Wir räumen doch nicht unsere besten Mitarbeiter!«, sagt er lachend. Die Menschen in den Zelten würden fleißig beim Aufräumen helfen, erzählt er.
Ein paar Meter weiter stand bis vor kurzem noch ein weiteres Camp, in dem sich hauptsächlich obdachlose Roma-Familien aus Südosteuropa niedergelassen hatten. Einige ihrer Zelte waren sogar mit Holz verstärkt und teilweise gedämmt. Davon ist mittlerweile jedoch nichts mehr übrig, nur noch ein paar niedergerissene Zelte, Matratzen und jede Menge Müll ist zu sehen. Auf der Fläche nebenan sind die behelfsmäßigen Behausungen bereits vollständig verschwunden. »Die wurden weggeräumt«, erzählt der Bauarbeiter. Er und seine Kollegen hätten die Reste und den Müll beseitigt.
Von einer Räumung will der Bezirk jedoch nicht sprechen: »Das Bezirksamt Lichtenberg hat keine Räumung veranlasst und hat keine Kenntnis von einer Räumung«, heißt es am Mittwoch auf Anfrage. Auch die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen, der das Gelände gehört, weist das von sich: »Eine Beräumung hat nicht stattgefunden«, teilt eine Sprecherin dem »nd« mit. Die Flächen würden seit Ende letzten Jahres lediglich von Müll befreit sowie der entstandene Wildwuchs durch eine Fachfirma entfernt. Die Vereinbarung, dass es bis zum Ende der Kältehilfesaison, also bis Ende April, keine Räumung der Obdachlosencamps an der Rummelsburger Bucht geben wird, gelte nach wie vor.
Stattdessen haben sich Senat und Bezirk darauf verständigt, dass die Betroffenen von Sozialarbeiter*innen unterstützt und beraten werden. Seitdem fahren die Streetworker der Karuna Sozialgenossenschaft nach eigenen Angaben jeden Tag zum Camp der Obdachlosen.
»Die Bucht wurde nicht geräumt«, bestätigt auch Jörg Richert von Karuna dem »nd«. »Bis alle einen Platz haben, bleiben die«, versichert er. Die Fläche sei vielmehr an den Stellen, an denen keiner mehr wohnt, gesichert worden. »Gesichert« heißt in dem Fall, dass das Roma-Camp unbewohnbar gemacht und eingezäunt wurde. Die Bewohner*innen waren da jedoch schon längst weg: »Vor ungefähr anderthalb Wochen sind die letzten gegangen«, erzählt Richert.
Wohin die Obdachlosen gegangen sind, weiß niemand. Richert vermutet jedoch, dass sie zum Überwintern zurück nach Rumänien gereist sind: »Die gehen oft im Winter und kommen im Frühjahr zurück und versuchen erneut ihr Glück.« Die meisten von ihnen seien auf der Suche nach Arbeit.
Die Sozialarbeiter*innen kümmern sich so lange um die verbliebenen Obdachlosen in der Bucht. 20 bis 25 überwiegend junge Menschen halten sich laut Richert derzeit dort auf. Neben der Versorgung mit Schlafsäcken versucht Karuna, gemeinsam mit ihnen Lösungen für alternative Unterbringungsmöglichkeiten zu erarbeiten. So gebe es eine Gruppe von jungen Menschen, die unbedingt zusammenbleiben möchten, die in einer Wohngemeinschaft untergebracht werden könnten. »So etwas können wir möglich machen«, ist Richert überzeugt. Auch einige ältere Obdachlose wohnen an der Bucht. »Die würden auch in die Kältehilfe gehen, da fehlt es oft an Information«, glaubt der Sozialarbeiter.
Bis es so weit ist, versucht der Senat, die hygienische Situation vor Ort zu verbessern. Müllcontainer gibt es bereits, auch eine mobile Toilette ist geplant. Zur Unterstützung der Sozialarbeit soll zudem ein mobiler Bauwagen aufgestellt werden. Auch eine temporäre Nutzung des mittlerweile besetzten ehemaligen Jugendfreizeitschiffs Freibeuter als Tagsüber-Wärmeort für Obdachlose ist im Gespräch.
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