Immer mehr Deutsche greifen zur Selbstbewaffnung

Anzahl von Inhabern Kleiner Waffenscheine stieg 2018 erneut an / GdP-Chef warnt vor trügerischer Sicherheit

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Berlin. Der Trend zur Selbstbewaffnung in Deutschland hält laut einem Zeitungsbericht an: Die Anzahl der Bürger mit Kleinem Waffenschein ist 2018 erneut gestiegen. Am 31. Dezember waren im Nationalen Waffenregister 610.937 Inhaber Kleiner Waffenscheine gemeldet, wie die »Neue Osnabrücker Zeitung« (Dienstag) unter Berufung auf Daten des Bundesinnenministeriums berichtete. Das waren 53.377 oder 9,6 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor.

Diese Lizenzen erlauben es, Schreckschuss-Pistolen oder Pfefferspray zu tragen. Der Zuwachs hat sich dem Bericht zufolge allerdings etwas abgeschwächt. Im Jahr 2017 war die Zahl der Kleinen Waffenscheine noch um 87.800 gestiegen, 2016 - vor allem nach den Übergriffen in der Kölner Silvesternacht - sogar um 183.830.

Auch die Anzahl der Schusswaffen, die in Deutschland in privater Hand sind, ist im vergangenen Jahr weiter gewachsen. Sie stieg um 27.000 auf knapp 5,4 Millionen Waffen und Waffenteile. Die meisten davon - 3,6 Millionen - waren sogenannte Langwaffen, also Jagdgewehre, Büchsen und Flinten.

Die Polizeigewerkschaft sieht bei vielen Bürgern ein wachsendes latentes Unsicherheitsgefühl, etwa weil sich Nachrichten über Kriminalität sehr schnell verbreiteten. Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, warnte in der »Neuen Osnabrücker Zeitung« davor, dass der Einsatz von Schreckschuss-Waffen neue Gewalt hervorrufen könne: »Solche Waffen suggerieren eine trügerische Sicherheit oder auch höhere Verteidigungsbereitschaft. Genau das kann eine Lage eskalieren lassen und den Nutzer möglicherweise selbst zum Straftäter machen.«

Der Träger sei zudem in höherer Gefahr, weil sein Gegenüber nicht erkennen könne, ob es sich um eine Schreckschuss-Pistole handle. epd/nd

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