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Wie im Film
sieben tage, sieben nächte über das Brexit-Drama
Das Brexit-Drama erreichte diese Woche einen neuen Höhepunkt. Schwere Schmach für Premierministerin Theresa May im britischen Parlament, aber keine Abwahl beim Misstrauensvotum. Das heißt: Die arme Frau muss weitermachen und innerhalb weniger Tage ein Konzept zum EU-Austritt vorlegen, das seit Jahren keinem einfällt. Das schreit nach Verfilmung - kein Wunder, dass namhafte Regisseure dran sind. Ein Werkstattbericht.
Woody Allen: Jean-Claude, ein eloquenter Luxemburger, trifft beim Brüssel-Urlaub in einem Café die distinguierte Britin Theresa. Sie will in Ruhe Zeitung lesen, aber er labert sie stundenlang zu und arbeitet dabei seine gesamte Therapiegeschichte auf. Der Redestrom versiegt nicht einmal auf dem Flugplatz, wohin sie zur überstürzten Abreise flieht. Nie wieder Brüssel, denkt sie, als sie endlich im Flieger sitzt und Jean-Claude auf der Aussichtsplattform immer noch gestikulieren sieht. In der Schlusssequenz zückt sie ihr Handy und löscht Belgien aus der Google-Maps-App. Fazit: Mein Gott, Woody.
Wim Wenders: Dreistündiger, ungeschnittener Schwenk über den verdüsterten Ärmelkanal. Aus dem Off seufzt jede halbe Stunde eine Stimme mit britischem Akzent. Fazit: Ach ja.
Lars von Trier: Zehn Londoner Banker verpassen den Flug zur EZB in Frankfurt und müssen rüberrudern. Sie verirren sich im Nebel, tragen plötzlich SS-Mäntel und kannibalisieren sich. Der letzte depressive Überlebende futtert noch sein linkes Ohr und dreht dann um. »Fuck EU«, ritzt er ins Boot. Fazit: Bloß nicht.
Peter Jackson: Tief in den belgischen Alpen haust ein böser Zauberer, der ganz Europa unterwerfen will. Das Festland hat er schon, nun soll es auch noch Britannien an den Kragen gehen. Zu diesem Zweck züchtet er in alten Steinkohleschächten eine Armee grauseliger Monster mit Bürokratiesyndrom und Mundgeruch. Sie sollen die stolze Insel mit Schwert und Flamme erobern, doch als der schlaue König von England dem Zauberer einen komplett unverständlichen Vertragsentwurf schickt, stürzt der sich verzweifelt in die Nordsee. Fazit: Nichts für schwache Nerven.
Aki Kaurismäki: Trauriger Brite, der sich an nichts erinnern kann, findet am sehr traurigen Strand eine sehr, sehr traurige blaue Fahne mit zwölf sehr, sehr, sehr traurigen goldenen Sternen. Irgendwoher kennt er die, aber selbst im Whiskyrausch kommt er nicht drauf. Fazit: Sehr, sehr, sehr, sehr traurig.
Dieter Wedel: Reicher deutscher Schnösel (Mario Adorf) will liebenswerten britischen Schnösel (Mario Adorf) geschäftlich über den Tisch ziehen. Bei den endlosen Verhandlungen lernen sie einander näher kennen und entdecken, dass ein weit in der Vergangenheit liegendes dunkles Geheimnis (Mario Adorf) sie verbindet. Kein Happy End. Fazit: Hauptsache Adorf.
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