Bahn frei für den Frauentag

Am Donnerstag macht das Abgeordnetenhaus den 8. März zum gesetzlichen Feiertag

  • Jérôme Lombard
  • Lesedauer: 3 Min.

Wenn das Abgeordnetenhaus an diesem Donnerstag den Entwurf zur Änderung des Sonn- und Feiertagsgesetzes mit den Stimmen der rot-rot-grünen Koalition annimmt, ist es beschlossene Sache: Der Internationale Frauentag am 8. März wird neuer Feiertag in der Hauptstadt.

Für die Berlinerinnen und Berliner heißt das: In rund sechs Wochen gibt es ein langes Wochenende. Der 8. März fällt in diesem Jahr nämlich auf einen Freitag. Eben deswegen war es der Politik auch so wichtig, dass der Feiertag schon 2019 zum ersten Mal begangenen werden kann. »2020 fällt der 8. März wegen des Schaltjahres auf einen Sonntag, damit wäre die Initialwirkung verpufft und die Berliner hätten noch nicht davon profitieren können«, sagt die stellvertretende Berliner SPD-Vorsitzende Iris Spranger. Die Sozialdemokratin hatte sich mit Nachdruck für den Frauentag als Feiertag eingesetzt.

»Für uns war immer die Devise gewesen, wenn es einen zusätzlichen Feiertag in Berlin gibt, dann auch bitte sofort«, sagt Spranger. Da es schon seit vergangenen Dezember bekannt ist, dass der Senat den 8. März 2019 zum neuen Feiertag ernennen will, hätten sich alle Berliner frühzeitig darauf einstellen können. »Von Kurzfristigkeit kann keine Rede sein«, findet die SPD-Politikerin.

An den Berliner Schulen wird die Umstellung eines Wochentags auf einen Feiertag jedenfalls zu keinen gravierenden Problemen führen. »Mir sind von keiner Schule Terminschwierigkeiten bekannt«, sagt der Vorsitzende der Berliner Bildungsgewerkschaft GEW, Tom Erdmann. Man habe die Schulleitungen rechtzeitig über den geplanten neuen Feiertag informiert, so dass etwa Prüfungen nicht auf den 8. März gelegt wurden. »Wir freuen uns, dass dem Frauenkampftag jetzt eine größere politische Bedeutung zukommt«, sagt Erdmann.

Und wie sieht es bei den für langwierige Terminvergaben bekannten Bezirksämtern aus? »Organisatorisch unproblematisch«, sagt die Bezirksstadträtin für Bürgerdienste in Mitte, Ramona Reiser (LINKE). »Da von der Landesebene bereits relativ früh signalisiert wurde, dass die Einführung dieses Feiertages kurzfristig für 2019 realisiert werden soll, konnten wir dies bei der Terminplanung und -vergabe berücksichtigen«, sagt Reiser.

Beim Standesamt in Mitte waren für den 8. März allerdings schon zwei Trauungen geplant. Doch auch das konnte man regeln: »Glücklicherweise waren beide Paare zeitlich flexibel und es konnten Ausweichtermine gefunden werden«, wie Bezirkspolitikerin Reiser erzählt.

Auch Spandaus Bezirksstadtrat Stephan Machulik (SPD) blickt dem neuen Feiertag tiefenentspannt entgegen. »Vorsorglich wurden bereits seit der ersten Lesung im Abgeordnetenhaus Mitte Dezember keine Termine mehr für den 8. März vergeben«, sagt Machulik.

Bei ihm im Bezirk gab es nur eine Anmeldung für eine Trauung an diesem Tag. Diese konnte einvernehmlich verschoben werden »Notfalls wäre aber auch eine Person aus dem Standesamtteam für eine Trauung an dem Tag bereit gewesen«, sagt der Bezirksstadtrat.

Not amused reagiert hingegen Berlins Wirtschaft auf den neuen Feiertag. Jan Eder, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin, befürchtet grundsätzlich negative Konsequenzen für das Bruttosozialprodukt. »Für die Berliner Unternehmen ist die kurzfristige Einführung des neuen Feiertags eine logistische und in vielen Fällen teure Herausforderung«, so Eder. Er rechne damit, dass der Feiertag die Hauptstadtwirtschaft rund 160 Millionen Euro kosten wird.

Der mittelständische Unternehmer Thomas Dreusicke teilt die Kritik der IHK. »Ich habe nicht den Eindruck, als hätte sich die Politik damit auseinandergesetzt, welche Folgen eine überstürzte Einführung des neuen Feiertags für Unternehmen und ihre Mitarbeiter hat«, sagt Dreusicke. Aufgrund des Feiertags fallen in seinem Unternehmen ganze Arbeitsschichten weg, die Dienstpläne müssten auf die Schnelle überarbeitet werden. »Das ist ärgerlich und kostet mein Unternehmen bares Geld.«

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