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Später Sieg für Kaepernick
Rassismus: NFL zahlt eine Abfindung an den protestierenden Football-Profi
Es waren zwei Meldungen innerhalb von wenigen Tagen, die symbolhaft aufzeigen, wer diesmal gewonnen hat. Amerikas politischster Footballstar, Colin Kaepernick, hat sich nach monatelangen Verhandlungen mit der mächtigen National Football League (NFL) geeinigt und wird vermutlich für sein Stillschweigen viel Geld bekommen. Gleichzeitig ist einer seiner Kritiker am Rand der Pleite. Der Inhaber eines Sportgeschäftes im Bundesstaat Colorado schießt wegen Umsatzeinbußen seinen Laden. Er hatte zuvor beschlossen, keine Nike-Produkte mehr zu verkaufen, nachdem die Sportmarke vor einem halben Jahr das Gesicht von Kaepernick und damit dessen Kritik an Rassismus und Polizeigewalt zu ihrer zentralen Marketingkampagne machte.
Der mit kniendem Protest weltberühmt gewordene Kaepernick hingegen sagt nach wie vor seine Meinung. Am Sonntag verbreitete er ein Zitat des Black-Panthers-Gründers Huey P. Newton. »Es gibt kein Grund für das Establishment, mich zu fürchten. Aber sie sollten die Menschen als Kollektiv fürchten, und ich bin eins mit den Menschen.« Auf Twitter posiert er lachend in einem T-Shirt mit dem Slogan »Ich kenne meine Rechte«.
Vor 16 Monaten hatte der ehemalige Quarterback der San Francisco 49ers eine Beschwerde gegen die NFL angestrengt. Am Freitagabend verkündete sein Anwalt eine Einigung. Wäre es nicht dazu gekommen, hätte es einen öffentlichen Prozess gegeben - mit vermutlich peinlichen Enthüllungen für die Ligabosse. Ein Schlichter der NFL hatte im August geurteilt, dass Kaepernicks Beschwerde zulässig sei und die von dessen Anwälten eingereichten Belege für Absprachen ausreichend seien - ein Etappensieg.
Die NFL dementiert, dass die Klubs sich seit 2016 auf Druck von US-Präsident Donald Trump koordiniert haben, um Kaepernick nicht mehr zu spielen zu lassen. Doch der heute 31-Jährige ist zuletzt im Januar 2017 für die 49ers aufgelaufen. Seither hat er kein neues Team gefunden, einige Quarterbacks mit schlechteren Leistungen dagegen schon. Kaepernicks Fall löste eine Debatte über den Umgang der weißen Klubeigentümer mit ihren zumeist schwarzen Athleten aus.
Im Mai 2018 hatten die NFL-Bosse eine später wieder zurückgenommene Regel eingeführt, wonach Footballspieler während der Nationalhymne stehen müssen. »Friedlicher und prinzipienbasierter Protest sollte nicht bestraft werden«, sagte Kaepernicks Anwalt Mark Garegos zum Thema. Zur jetzigen Einigung gab er nur eine kurze Mitteilung ab: Man habe eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnet.
Laut Garegos gibt es sogar einen möglichen neuen Verein für Kaepernick: Die Carolina Panthers aus Charlotte. Dessen Besitzer David Tepper passt auch politisch zum Quarterback: Er ist ein prominenter Trump-Kritiker.
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