- Politik
- Alexander Jorde
Aufmucken lohnt sich
Der Pflege Alexander Jorde ist zum Medienstar geworden - er bringt die Kritik am Profitstreben im Gesundheitssektor einer breiten Zuschauerschaft näher
»Was die Pflege in Deutschland angeht: viele Politiker haben keine Ahnung, was da abgeht«, sagt Alexander Jorde. Mit solchen Sätzen macht der 22-jährige Krankenpfleger-Azubi auf die katastrophale Lage in seiner Branche aufmerksam - und er hält Politikern den Spiegel vor, der zeigt, welche Folgen die jahrzehntelange Sparpolitik im Gesundheitssektor hat.
Bekannt wurde Jorde, als er im September 2017 Bundeskanzlerin Angela Merkel in der ARD-Sendung »Wahlarena« mit den unhaltbaren Zuständen in der Pflege konfrontierte. Im Grundgesetz stehe, die Würde des Menschen sei unantastbar, doch nach einem Jahr Ausbildung könne er sagen, dass diese Würde tagtäglich in den Altenheimen und Krankenhäusern tausendfach verletzt wird.
Seitdem gilt Jorde in den Medien als das »Gesicht seines Berufsstandes«, im Oktober 2018 wird er Mitglied der SPD. Immer wieder diskutiert er in Talkshows mit Politikern, und immer wieder lässt er sich mit einfachen Floskeln nicht abspeisen, sondern hakt nach. Die Forderungen von FPD-Ich-AGler Christian Lindner nach Effizienzsteigerungen weist er schlagfertig zurück: »Wir bauen keine Autos zusammen, sondern wir pflegen Menschen.« Doch die Rolle als Medienstar weist er von sich. Bei einem Auftritt bei Markus Lanz durchbricht er den einstudierten Begrüßungsapplaus mit den Worten »Nicht so lang klatschen«.
Die Botschaft von Jorde ist so einfach wie überzeugend: Menschliche Gesundheit ist keine Ware, Krankenhäuser und Altenheime dürfen nicht nach Profitabilitätskriterien organisiert werden. Darunter leiden nicht nur die Patienten, auch das Pflegepersonal hält der Belastung nicht stand und braucht faire Löhne.
Das fordert Jorde nun auch in einem Buch. »Kranke Pflege. Gemeinsam aus dem Notstand«, lautet der Titel. Dabei sei die Lage noch dramatischer als das Buch sie darstelle, sagt SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach. In die Politik möchte Jorde allerdings nicht. Denn dann »muss man manchmal gut lügen können.«
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