- Kommentare
- Venezuela
Wieder ein Tabubruch
Uwe Kalbe über die neue deutsche Dimension des Konflikts um Venezuela
Es ist ein Drama: Die SPD fühlt sich wieder einmal zuständig für den politischen Tabubruch. In diesem Fall geht es um Grundsätze wie Vernunft und Zurückhaltung in den internationalen Beziehungen, die der sozialdemokratische Außenminister Heiko Maas achtlos über Bord wirft. Mit der Ausweisung des deutschen Botschafters hat der Konflikt um Venezuela, der dank des Kalküls der USA zu einem internationalen geworden ist, nun eine besondere, deutsche Dimension erhalten. Dies ist das Ergebnis deutscher Politik, nicht der von Präsident Maduro. Und es ist erschreckend.
Deutschland beansprucht plötzlich ungeniert eine offensive Rolle im Gerangel um die Zukunft Venezuelas. Dies ist eine Abkehr von bisheriger, wenn auch halbherziger Zurückhaltung gegenüber einer vom Westen betriebenen Strategie des weltweiten »Regime change« - unter Missbrauch der Demokratie, auf die er sich dabei demagogisch beruft. Deutschland reiht sich unter den willfährigen Unterstützern der USA eilig möglichst weit vorn ein. Oder stolpernd? Heiko Maas erweckt immer wieder den Eindruck, als laufe er den Entwicklungen hilflos hinterher. Das wäre zwar auch hier keine Entlastung. Näher liegt allerdings die Vermutung, dass Berlin die gegenwärtige Zuspitzung eingefädelt hat. Ein böses Missverständnis des Anspruchs von der größeren Verantwortung Deutschlands.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.