Dreifachtriumph, aber keiner schaut zu

Bei der Skeleton-WM in Whistler schaffen es Tina Hermann, Jacqueline Lölling und Sophia Griebel gemeinsam aufs Podium

  • Thomas Weitekamp, Whistler
  • Lesedauer: 3 Min.

Arm in Arm stand das deutsche Trio in der Eisrinne von Whistler. Tina Hermann, Jacqueline Lölling und Sophia Griebel hatten soeben Historisches geleistet und gaben sich dem Siegestaumel hin - die wenigen Zuschauer neben der Bahn beklatschten den ersten Dreifachsieg bei einer Skeleton-WM der Frauen höflich.

Wie so häufig im kleinsten Schlittensport wollte der Rahmen nicht so recht dem Ereignis entsprechen, im Moment des Triumphes klagte die neue Weltmeisterin aber nicht. »Ich liebe diese Bahn und wusste, dass ich hier gut bin«, sagte Hermann, die ihren zweiten Titel nach 2016 feierte.

Titelverteidigerin Jacqueline Lölling tröstete sich mit Silber. »Es lief für mich deutlich besser als im Training«, sagte die Olympiazweite und behielt das Gesamtbild im Blick: »Wir drei haben hier etwas Riesiges geleistet.« Vor allem Bronze für Sophia Griebel war eine kleine Sensation: Die 28-Jährige stand noch nie in ihrer Karriere auf einem Weltcuppodest, nun gewann sie Edelmetall bei einer Übersee-WM.

Drei Medaillengewinnerinnen aus einer Nation sind ein Novum, seit 2000 werden WM-Rennen der Frauen ausgetragen. Bei den Männern hat es einen Dreifachsieg bislang auch erst einmal gegeben: 1991 schafften die Österreicher Christian Auer, Andy Schmid und Michael Grünberger dieses Kunststück auf ihrer Heimbahn in Igls.

Und doch bleibt dem deutschen Trio rückblickend wohl auch ein schaler Geschmack, denn mal wieder hat kaum jemand zugesehen. Die Weltmeister im Skeleton werden stets im Rahmen der viel größeren Bob-WM ermittelt, doch während die schweren Schlitten an den Wochenenden fahren dürfen, müssen die Bäuchlingsstarter mit den ungeliebten Terminen am Donnerstag und Freitag vorliebnehmen.

Schon der Oberbärenburger Axel Jungk machte am Donnerstag gleich nach seinem ersten Lauf keinen Hehl aus seiner Ernüchterung. »Skeleton-WM an einem Donnerstag, zehn Fans, klasse«, sagte der einstige Vizeweltmeister gut hörbar für die Kameras. Im deutschen Fernsehen wurde aufgrund der ungünstigen Terminierung kein WM-Lauf live gezeigt, auch bei den Weltcups fristen die Skeletonis meist ein Schattendasein und müssen freitags starten. »Ich finde das traurig«, hatte Hermann schon vor der WM in der »Hessenschau« gesagt: »Im Fernsehen werden lieber Sportarten übertragen, in denen deutsche Athleten vielleicht mal Zehnter werden. Von unseren Rennen aber wird kaum etwas gezeigt, obwohl die deutschen Erfolge da sind. Das ärgert mich, das ärgert uns alle.«

Für jene Erfolge im Skeleton sorgen allerdings weiterhin fast ausschließlich die Frauen, das war auch in Whistler so - obwohl Christopher Grotheer knapp an einer großen Überraschung vorbeifuhr. Der 26-Jährige belegte den vierten Rang, lediglich eine Zehntelsekunde fehlte zu Bronze. Der zweimalige Juniorenweltmeister musste sich nur Titelverteidiger Martins Dukurs (Lettland) sowie Nikita Tregubow aus Russland und Olympiasieger Yun Sung-bin (Südkorea) geschlagen geben. Deutschlands vermeintlicher Toppilot Jungk holte nur den enttäuschenden zehnten Platz. SID/nd

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