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Weltmeisterin nach nur drei Jahren
Denise Herrmann wechselte mit 27 vom Langlauf zum Biathlon. Dort gewinnt sie nun endlich WM-Gold
Die Verwandlung von der guten Langläuferin zur Spitzenbiathletin ist beendet. Die Oberwiesenthalerin Denise Herrmann ist seit Sonntag erstmals Weltmeisterin, und das nicht nur mit zwei Ski unter den Füßen, sondern zusätzlich noch mit dem Gewehr auf dem Rücken. Von Platz sechs nach dem Sprint war sie in die Verfolgung von Östersund gestartet, holte den Rückstand von 24 Sekunden schnell auf und siegte letztlich mit großem Vorsprung vor der Norwegerin Tiril Eckhoff und Teamkollegin Laura Dahlmeier, die schon im Sprint am Freitag Bronze gewonnen hatte.
Vor nicht einmal drei Jahren hatte Herrmann den Wechsel vom Langlauf gewagt. Ohne Gewehr hatte sie als Juniorin für Aufsehen und WM-Medaillen gesorgt. Im November 2007 aber wurde Herrmann vom Deutschen Skiverband (DSV) für ein Jahr gesperrt, da sie nach der Einnahme eines Hustensaftes positiv auf das Dopingmittel Clenbuterol getestet worden war.
In der Olympiasaison 2013/14 hatte Herrmann dann ihren besten Winter, der mit Staffelbronze einen starken Abschluss gefunden hatte. Für Einzelmedaillen aber war sie bei Titelkämpfen vor allem gegen die skandinavische Übermacht nie gut genug. Als in der Folgezeit die Ergebnisse zudem wieder schlechter wurden, warf sich Herrmann das Gewehr auf den Rücken und versuchte sich als Biathletin.
Dass dies die richtige Entscheidung war, wurde schnell klar. Ende 2017 gewann sie ihre ersten beiden Weltcuprennen in Östersund. Doch vor allem Schwächen beim Schießen verhinderten, dass Herrmann regelmäßig ganz oben auf dem Podest stehen sollte. Auch in die aktuelle Saison war sie schlecht gestartet. Zwar konnte sie läuferisch mit den Besten mithalten, doch am Schießstand versagte sie immer wieder. Die Plätze 45, 60 und 62 waren Ausdruck tiefer Verunsicherung.
Bei den Überseeweltcups in Kanada und den USA platzte dann endlich der Knoten. Erst verhalf sie der Staffel zum Sieg, eine Woche später gewann sie dann selbst in Soldier Hollow. Perfektes Timing kurz vor den Weltmeisterschaften an ihrem Lieblingsort in Schweden. »Die Strecken in Östersund liegen mir. Da laufe ich immer schnell«, hatte die 30-Jährige prophezeit und dieser Vorhersage dann in den ersten WM-Tagen auch Taten folgen lassen. Zunächst lief sie die deutsche Mixed-Staffel von Rang sechs noch auf Silber vor, dann war sie im Sprint schon die Schnellste in der Loipe. Nur hatte sie dort noch zu oft daneben geschossen.
Am Sonntag waren die Windbedingungen noch schwieriger, doch als sich fast alle anderen Kontrahentinnen nun ihrerseits eine Menge Fehler leisteten - Sprintsiegerin Anastasia Kuzmina musste sieben Mal in die Strafrunde - traf Herrmann dlle ersten zehn Schüsse und ging in Führung. Beim ersten Stehendschießen aber schienen sie die alten Probleme wieder einzuholen. Zwei Fehler bedeuteten eine halbe Minute Rückstand auf die Lokalmatadorin Mona Brorsson. Doch der jungen Schwedin versagten die Nerven. Sie schoss gleich vier Mal daneben, und Herrmann traf plötzlich wieder alle fünf Scheiben. Danach war der Sieg nur noch Formsache.
»Es ist unglaublich. Ich habe mich voll aufs Schießen konzentriert, denn es war heute sehr windig. Ich habe mir gedacht, beim letzten Schießen kann alles passieren, und da habe ich Glück gehabt. Ich bin so stolz auf das, was heute passiert ist«, jubelte Herrmann im ARD-Interview direkt nach dem Rennen. Wie stark sie vor allem läuferisch ist, bewies die Schlussrunde, die Herrmann selbst als »zum Genießen« bezeichnete. Sie hatte es austrudeln lassen, während andere um Medaillen und Platzierungen sprinteten. Und doch war auf dieser Runde nur die Französin Celia Aymonier drei Sekunden schneller als die Sächsin.
Bei dem Jubel um Herrmann ging die zweite Bronzemedaille dieser WM für Teamkollegin Dahlmeier fast unter. Dabei war sie vor wenigen Tagen nach eigenen Angaben noch so erkältet, »dass ich dachte, dass ich nach Hause fahren muss«. Auf der Strecke ist sie daher nicht in Bestform, mit nur einem Fehler bot Dahlmeier aber die beste Schießleistung des gesamten Feldes und gewann so auch im 13. WM-Rennen nacheinander erneut Edelmetall. Ein Rekord - vermutlich für die Ewigkeit.
Die deutschen Männer konnten am Wochenende nicht ganz an die Vorgaben der Teamkolleginnen anknüpfen. Als Achter und Elfter gelangen dem Thüringer Erik Lesser die jeweils besten Platzierungen im Sprint und der Verfolgung. Das erste Rennen hatte der Weltcupführende Johannes Thingnes Bö klar gewonnen, und er sah auch lange am Sonntag wie der sichere Sieger aus. Der laufstarke Norweger leistete sich jedoch genau wie Mona Brorsson beim letzten Schießen zu viele Fehler, so dass der Ukrainer Dmytro Pidrutschnyj sensationell noch an ihm vorbeizog.
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