Phantomdebatte

Uwe Kalbe über die Suggestion rot-grüner Aussichten ohne Wagenknecht

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Man mag der hilflosen Debatte nach dem angekündigten Rückzug Sahra Wagenknechts zugute halten, dass eben auch abgezockteste Politprofis von einer neuen Situation überrascht werden können. Erst recht wird das bei jenen ersten Äußerungen aus dem Mitte-links-Lager deutlich, die so klingen, als werde eine bisher von Wagenknecht niedergehaltene Debatte über rot-rot-grüne Bündnisse nun endlich führbar.

Dies ist eine Phantomdebatte. Dass es keine Mehrheiten für ein Mitte-links-Bündnis gibt, liegt an der offenbar zu wenig überzeugenden Politik der SPD, die in einem solchen Bündnis die Führung übernehmen müsste. Und das müsste sie, weil ein solches Bündnis nicht auf die notwendige Zahl von Wählerstimmen käme, wenn die stärkste Kraft nicht einmal 20 Prozent in die Rechnung einbrächte. Den Grünen mit einem Wachstum, das sie eventuell zur Führungskraft machen könnte, fehlen längst alle Mitte-links-Ambitionen. Wovon also zeugt eine Debatte, die Sahra Wagenknecht nachträglich die Schuld dafür in die Schuhe schiebt, dass es bisher nicht zu Rot-Rot-Grün kam? Sie zeugt davon, dass es ihren Urhebern nicht um die Menschen geht, die ihr Urteil über die SPD längst gesprochen haben, um die es aber gehen muss, wenn ein solches Bündnis Sinn haben soll. Und dass damit Wagenknecht oder jeder andere Recht hätte, der davon abriete.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.